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Titel: Skulptur im 20. Jahrhundert · S. 141 - 143
Titel: Skulptur im 20. Jahrhundert , 1984


Wider die wohlmeinende Hoffahrt

Brief an die jungen Ausstellungsmacher
von Bazon Brock

Verehrte Nachfolger in der Liebe zur Kunst!

Indem ich Euch solchermaßen benenne, will ich nicht feststellen, was Ihr seid, sondern wünschen, was Ihr werden möget; denn daß es Euch vor allem an der Liebe mangelt, zeigt mir Eure Skulpturenausstellung in so unbezweifelbarer, also so erschreckender Weise, daß ich mir überlege, ob nicht immer noch bilderstürmerische Radikalität die stärkste und wirksamste Haltung für Ausstellungsmacher ist.

Schneidender, ja höhnischer können doch Plastiken und Skulpturen nicht präsentiert werden als sie auf blendend hellen Kunststeinsockeln abzustellen, wie Ihr das zum Beispiel mit den Werken von Otto Freundlich, Jean Arp oder Lehmbruck auf dem Rasen im Park der Merianvilla getan habt. “Briefbeschwererdesign” bemerkte treffend ein Kundiger.

War das etwa kein Hohn, sondern eben Gleichgültigkeit – vielleicht banale Konventionalität? Selbstverständlich muß man akzeptieren, daß es bei den heutigen Versicherungs- und Transportkosten und vor allem durch starke Nachfrage nach Leihgaben schwierig ist, überhaupt eine Ausstellung zustandezubringen. Insofern es Euer Unternehmen gibt, ist es also lobens- und dankenswert. Fraglich bleibt nur, als was es Eure Ausstellung gibt. Als was es sie nicht gibt, das läßt sich immerhin sagen. Es gibt sie nicht als eine Ausstellung von Skulpturen in einer Parklandschaft, weil bei Eurer Art der Präsentation die Landschaft den Ausstellungsstücken im einzelnen, wie auch in der Gesamtheit, völlig äußerlich, also gleichgültig bleibt.

Daß Raetz seine Anamorphose nur durch den in der Landschaft vorgegebenen Niveauunterschied realisieren kann, darf wohl nicht als erschließende Reflektion des Künstlers über die Beziehung von Skulptur und Naturraum…


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