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Titel: Kunst und Wirtschaft · von Gerald Nestler · S. 154 - 171
Titel: Kunst und Wirtschaft , 2010

Hans Haacke
Wider die Selbstzensur und undurchsichtige wirtschaftliche und kulturelle Verflechtungen und Machenschaften

Ein Gespräch von Dieter Buchhart und Gerald Nestler

Hans Haacke macht seit 1969 in seinen Arbeiten die unsichtbaren Beziehungen zwischen Kunst, Kapital und Macht sichtbar. Dabei gelingt es ihm mittels umfangreicher und präziser Recherchen Zensur, fehlende demokratische Prinzipien und inakzeptable wirtschaftliche und politische Praktiken aufzuzeigen. Seine dem Umkreis der Concept Art zugeschriebene Kunst, visualisiert Haacke in unterschiedlichsten Medien wie Installationen, Collagen, Fotografien, Texten, Plakaten, Architekturmodellen bis hin zu urbanen Realisationen. Mit großer Konsequenz und Integrität gelingt es Haacke fragwürdige wirtschaftliche und politische Machenschaften aufzudecken.

***

Dieter Buchhart/Gerald Nestler: Sie haben ab den frühen 1970er-Jahren wirtschaftliche Zusammenhänge in Ihrer Kunst thematisiert. Heute ist die Bedeutung der Ökonomie wohl nicht geringer als etwa 1971, als Sie die beiden “Real Time Social Systems”-Arbeiten realisierten, was zur Absage Ihrer Guggenheim Ausstellung führte, oder drei Jahre später in Ihrem diesmal vom Wallraf-Richartz Museum zensurierten Projekt, das die Provenienz eines Manet Gemäldes in Bezug auf Hermann J. Abs und seine Verwicklung in der Rüstungsindustrie der Nazis thematisierte. Zensur würde wohl heute nicht mehr so direkt bzw. subtiler ausgeübt. Was hat sich Ihrer Meinung nach in der Zwischenzeit geändert?

Hans Haacke: Bitte lassen Sie mich, bevor ich versuche, auf Ihre Frage zu antworten, die Gelegenheit nutzen, einer weit verbreiteten und wohl gutgläubig wiederholten Falschmeldung den Boden zu entziehen: zwischen den damaligen Guggenheim Trustees und New Yorker Immobiliengruppen, denen ich in meinen Arbeiten ein Denkmal gesetzt hatte, gab es 1971 keine mir bekannten Verbindungen (heute hat das Guggenheim Museum Beziehungen…


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