Stefan Römer
Wide White Space
»Internationale Kunst 1966-1976«
Kunstmuseum Bonn, 5.5. – 25.6.1995
Wenn einer berühmten Galerie wie der Wide White Space Galerie, deren Künstlerliste wie ein ‘Who-is-who’ der in Museen für zeitgenössische Kunst präsentesten Künstlernamen erscheinen muß, eine Museumsretrospektive gewidmet wird, kann gefragt werden, ob die Arbeit der Galerie selbst als Kunst begriffen wird. Oder geht es darum, mit der Geschichte dieser Galerie den Weg der in den Museumssammlungen befindlichen Kunst nachzuzeichnen?
Der Kurator Yves Aupetitallot begründet sein kunstwissenschaftliches Interesse mit der historischen Wichtigkeit des Galerieprojekts für die Durchsetzung der bis dahin von den Museen ignorierten Kunst. Die Kunsthistorikerin Anny De Decker und der Künstler Bernd Lohaus unterstützten von Antwerpen aus über zehn Jahre zeitgleich mit Galeristen wie Seth Siegelaub in New York und Konrad Fischer in Düsseldorf eine internationale Szene, die erstmals mehr auf die Künstler als auf die Sammler eingestellt war. Der Name ihrer Galerie war Programm.
Bezeichnenderweise präzisierte Brian O’Doherty in seiner Theorie über den avantgardistischen Galerieraum »Inside the white cube« 1976, gerade als WWS geschlossen worden war, daß die ideale avantgardistische Galerie alle störenden Hinweise vom Kunstwerk fernhält und ihm dadurch seine intensive Präsenz verleiht. So gestalteten die Künstler des WWS nicht im direkten Wettbewerb der Kunstwerke nebeneinander, wie im Salon des 19. Jahrhunderts, sondern in einer zeitlichen Abfolge einen Kunstdiskurs und bezogen erstmals den Raum selbst in ihre Ausstellungen mit ein.
In der Bonner Ausstellung finden sich neben einem Beuys- und einem Broodthaers- mehrere gemischt bespielte Räume. Da die ständige Sammlung des Kunstmuseums auf der selben Etage eine beträchtliche…