Martin Heller & Urs Stahel
Wichtige Bilder
Die Schweizer Fotografie hat eine grosse Geschichte. Mit ihr verbunden sind Namen wie die der sozial engagierten Werner Bischof, Paul Senn, Gotthard Schuh, Jakob Tuggener und die der neu-sachlichen Fotografen Hans Finsler, Hugo P. Herdeg, Herbert Matter. Lange Zeit sah es danach aus, als sonnte sich die jeweils aktuelle Fotoszene im Ruhm dieser berühmten Vorgänger, genügsam in ihrer regionalen Wichtigkeit. Diese Haltung hat mit dazu beigetragen, dass die Fotografie in der Schweiz bis heute ein Stiefkind der aktuellen Bildkultur geblieben ist – zwischen Kunst und Kunstgewerbe, Feuilleton und Lokalteil, Künstlichkeit und sentimentaler Betroffenheit. In den letzten Jahren nun sind neue, unerwartete Qualitäten entstanden. Übersteigert inszenierte, mit Kalkül konstruierte, ironisch gebrochene und in ihrer Hartnäckigkeit radikale Bilder fordern die klassische Vorstellung von Fotografie heraus. Es ist Zeit für einen vertieften Einblick: zur Klärung von Positionen und Haltungen. Massstab für eine solche Präsentation und Überprüfung ist der internationale, nicht der nationale Vergleich. Es geht um notwendige Bilder, die aus der intensiven Auseinandersetzung mit dem Medium und der Welt entstehen.”Wichtige Bilder” – der Titel versteht sich zuerst einmal als simple Feststellung der Bedeutung, die dem Medium Fotografie in unserer Bildkultur zukommt. Darüber hinaus aber ist er eine Behauptung. Und zwar eine zweifache: FotografInnen und KünstlerInnen entwickeln sowohl dem sozialen Gebrauchswert als auch dem medialen Status der Fotografie gegenüber zunehmende Sensibilität. Daraus resultieren Bilder – “wichtige” Bilder deshalb, weil sie auf der Bedeutung des Bildes beharren, und diese Bedeutung nicht nur postulieren, sondern auch einzulösen suchen. Solche Bilder…