Berlin
Whose Expression?
Die Künstler der Brücke im kolonialen Kontext
Brücke-Museum 18.12.2021 – 20.03.2022
von Claudia Wahjudi
Wie Milly, Nelly und Sam wirklich hießen und woher sie warum kamen, hat die Forschung noch nicht geklärt. Dafür hat sie etwas anderes zu Tage gefördert: Kaum jemanden hat es bisher interessiert, wer die drei Schwarzen Menschen waren, die Ernst Ludwig Kirchner zeichnete, malte und fotografierte. Offenbar gibt es so wenige Quellen zu ihnen, dass die Kommunikationssoziologin Natasha A. Kelly sagt, sie habe mehr Literatur über Kirchners Katze als über die drei Modelle gefunden.
Kellys Videostatement bildet gemeinsam mit Porträts von Milly, Nelly und Sam das Zentrum der Ausstellung „Whose Expression?“ im Berliner Brücke-Museum, die das Schaffen von Brücke-Künstlern „im kolonialen Kontext“ beleuchtet. Zur Debatte vor dem Hintergrund der deutschen Kolonialpolitik stehen rund 80 Gemälde, Skulpturen und Papierarbeiten, darunter viele Leihgaben. Zahlreiche Briefe, Fotos, Tagebuchseiten, Zeitschriften sowie den Videos mit externen Experten und Expertinnen wie Kelly oder der Kulturhistorikerin Nancy Jouwe machen diese Analyse so abwechslungsreich, wie sie anschaulich geordnet einen kompakten Rundgang durch den Düttmann`schen Flachbau am Grunewald ergibt, in dem das Brücke-Museum seinen Sitz hat.
Erweitert wird sie von einer zweiten Schau im benachbarten Kunsthaus Dahlem, dem ehemaligen Atelier des NS-Staatskünstlers Arno Breker. „Transition Exhibition“ zeigt eine Sammlung aus dem Nachlass Karl Schmidt-Rottluffs, die das Brücke-Museums verwahrt. Sie umfasst rund 100 Gegenstände aus Afrika, Mittelamerika und von südpazifischen Inseln, denen hier nun Arbeiten zeitgenössischer Künstler und Künstlerinnen gegenüber stehen. Zusammen ergänzen beide Ausstellungen gut, was größere Berliner Häuser zum Thema bereithalten, etwa das Gemälde „Papua-Jünglinge“ (1914),…