Whitney Biennial 2012
Whitney Museum of American Art, New York, 1.3. – 27.5.2012
von Thomas W. Kuhn
Die Whitney Biennial hat es nicht leicht – nicht nur, dass sie traditionell unter strengster Beobachtung der New Yorker Presse steht, in diesem Jahr verlief sie erstmals zeitgleich mit der 2. Triennale des New Museum in der Bowery, die 2009 ihren Auftakt nahm. So verfasste Christian Viveros-Faune für die Village Voice vom 7.3.2012, den obligatorischen Verriss und titelte: die Biennale in der Sackgasse. Er vermisste eine politische Themenstellung, wie sie die Triennale des New Museums unter dem Titel “The Ungovernables” bot. Er attestierte den Kuratoren, und der von ihnen ausgewählten Kunst, Ignoranz gegenüber den ökonomischen Problemen der Gegenwart, die derzeit in der Occupy-Bewegung ihre lautstarken Kritiker findet.
Nach der recht musealen Biennale in 2010, die Francesco Bonami stilsicher und professionell konzipiert hatte, war für die diesjährige Ausgabe wieder ein Team am Werk. Wie Bonami verzichteten Elisabeth Sussman und Jay Sanders auf einen expliziten thematischen Gegenwartsbezug. Die hauseigene Kuratorin Sussman hatte schon die Biennale von 1993 konzipiert, die erst im Nachgang in ihrer Bedeutung gewürdigt wurde. Der freie Kurator Jay Sanders sammelte in eigenen Projekten und als Direktor in der Galerie Greene Naftali Erfahrungen in der Gegenwartskunst. Für das Filmprogramm wurden sie vom Duo Ed Halter und Thomas Beard unterstützt.
Über die im Gesamteindruck intime und zurückhaltende Schau, der im Format bescheiden auftretenden Biennale, kamen Kritikerkollegen von Viveros-Faune zu anderen Urteilen. Roberta Smith, Jerry Saltz und Peter Schjeldahl fällten ein positives Verdikt über die diesjährige Veranstaltung – die…