Where was the Future in 1960?
Mark Wigley ,Constant’s New Babylon – The Hyper-Architecture of Desire’
Constant Nieuwenhuys – das war für mich wirklich eine Überraschung – lebt noch. Und er hat dem Kurator und Buchautoren Mark Wigley bei der Ausstellung seiner Stadt- und Architektur-Projektserie ,New Babylon’ im Rotterdamer Witte de With zugearbeitet. Warum erschien er mir, auch nach der Sichtung seiner Entwürfe, so abwesend?
Die auf zwei Hallenetagen ausgebreiteten und im Buch ausgiebig dokumentierten Stadt-Modelle eines Neuen Babylons wirken futuristisch genug, um von Rem Koolhaaas – er interviewte Constant 1966 und wurde kurze Zeit später selber Architekt – bis Archigram, von Archizoom bis Superstudio eine nachgeborene Generation anzuregen. Constants ständig wechselnde Gestaltgebung seines Grundrepertoires, die Verwendung künstlicher Materialien, seine Plexiglas-Transparenz sowie die Modellierung von Tragwerken und Flugdächern oder die Nähe der Stadtlandschaften zur Skulptur zeigen ihn eng eingebunden in die Rolle des Künstler-Architekten. Seine Manifest-Architektur aus Papier und Metall bezeichnete er selbst 1959 als “architektonischer Sciene Fiction”.
Die Utopie des Designs ist in die Tage gekommen. “Nichtsdestotrotz, New Babylon ist so real wie irgendein Kunstwerk”, schreibt Constant 1960. Genau hier setzt wohl mein Unbehagen ein, da gerade diese pop-visonär vorgehenden Architekten sich in ihrer Entwurfspraxis wenig um ein Leben neben der damals so positiv konnotierten Avantgarde scherten. Constants settings kommen bis 1968 prinzipiell ohne Menschen aus, so daß alle Maßstäbe verschwimmen. An einer Stelle in den abgedruckten Texten ist plötzlich von Ausdehnungen der Strukturelemente über 100 Kilometer die Rede, welche jeweils 10 Millionen Menschen beherbergen sollen. Wie soll das funktionieren?
Das Projekt New Babylon…