Christian Huther
Whenever it starts it is the right time
»Strategien für eine unstetige Zukunft«
Kunstverein Frankfurt/Main, 23.3. – 6.5.2007
Auf den zwei weißen Tischen herrscht ein normales Chaos, das ähnlich wohl in jedem Keller zu finden ist. Es gibt Trinkgläser, Milchtüten, Filme, Batterien, Klebeband, ein Kartenspiel, einen Wasserschlauch, eine leere Flasche, einen etwa halb vollen Benzinkanister und unter dem Tisch zwei Gasflaschen. Aber bei den letzten Objekten dürfte es einem mulmig werden. Können damit nicht Bomben gebaut werden? Und weisen die anderen Objekte nicht auf ein Versteck hin, samt Nahrungsvorrat und Zeitvertreib mit Karten? Dieses banale Still-Leben kann, in der richtigen Reihenfolge betrachtet, als Beweismittel für eine Straftat dienen. Aus harmlosen Einzeldingen wird im Nu ein heikles Gebräu. Der baskische Künstler Ibon Aranberri setzt ein Gedankenspiel in Gang, das kaum noch zu stoppen ist.
Aranberri ist einer von 24 Künstlern, die kürzlich im Frankfurter Kunstverein mit der menschlichen Vorstellungskraft spielten oder genauer: „mit der Idee von ‚angewandtem Vorstellungsvermögen’ im Gegensatz zu der überholten Vorstellung von Utopie“. Freilich las sich die Einladung wie ein typisches Hauptseminarreferat, oder, wie Kunstvereins-Direktorin Chus Martinez bei der Pressekonferenz erstaunlich offenherzig zugab, „ziemlich kompliziert und ein bisschen kryptisch“. Aber das Unbehagen am komplex klingenden Vorhaben löste sich beim Rundgang rasch auf und es eröffnete sich eine klare Übersicht, knüpften doch die jungen Künstler an die Konzepte der 1960er- und 1970er-Jahre an. Allerdings versteht Martinez ihre erste Gruppenschau seit ihrem Amtsantritt vor anderthalb Jahren als „kollektive Ausstellung“, da die Künstler intensiv zusammen gearbeitet haben.
Folglich sind die Positionen inhaltlich miteinander…