Michael Hübl
Wetterleuchten
»Victor Alimpievs erste große Werkschau außerhalb Moskaus«
Badischer Kunstverein 5.5. – 2.7.2006
Victor Alimpiev erlangte in Deutschland erstmals 2004 bei den Kurzfilmtagen Oberhausen größere Aufmerksamkeit. Seine damals gezeigte Videoarbeit bildet jetzt den Abschluss der ersten umfassenden Werkschau dieses Künstlers außerhalb Moskaus und macht als Schlussakzent der Ausstellung im Badischen Kunstverein noch einmal die formale Basis bewusst, auf der Alimpiev aufbaut. Der russische Künstler präsentiert sich in Karlsruhe unter anderem als Maler, doch die Videoarbeiten, die das Gros der Ausstellung ausmachen und ihr visuelles Klima bestimmen, sind nicht, wie man vermuten könnte, aus dem Habitus des Malers gedreht, der seine mangelnde Vertrautheit mit dem Medium Film als Vorteil nutzt, um zu einer gleichsam naiven, unverbrauchten, absichtsvoll linkischen Bildsprache zu gelangen. Vielmehr geben Alimpievs Videos zu erkennen, dass ihr Autor mit den dramaturgischen Möglichkeiten des Films bestens vertraut ist.
Alimpiev spricht eine filmische Sprache, deren Grammatik er auch auf seine Malerei anwendet. Diese sind als einheitlich gleichmäßige Farbflächen angelegt, in denen sich – nur schwach kontrastierende, aber scharf konturierte – Bildelemente abzeichnen. Nimmt man die Monochromie der Bilder als Darstellung von Dauer und die fragmentarischen Elemente als aufleuchtende Augenblicke, wird eine strukturelle Parallele zu den filmischen Arbeiten Alimpievs deutlich. Auch dort treffen Kontinuität und Einzelmoment aufeinander. Beide bilden – bezogen auf die Dimension Zeit – einen Gegensatz: Das eine bleibt, das andere ist, indem es sich ereignet, bereits vergangen. Bei den Videos macht sich diese Gegensätzlichkeit insbesondere dann bemerkbar, wenn sie als Loop eingerichtet sind. Dann gehen Anfang und…