Jürgen Raap
Werner Herzog & Hercules Segers
»Seelenlandschaften«
Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Köln,14.4. – 12.7. 2015
Seit in der Epoche der Renaissance für die Maler eine Italienreise obligatorisch wurde, hatten vor allem die Gebirge der Alpen auf die holländischen und flämischen Künstler eine Faszination ausgeübt. In der Landschaftsmalerei bildete sich seit Pieter Brueghel d.Ä. (ca.1525/30 – 1569) eine Ikonografie heraus, die als Gegenentwurf zu der eigenen Lebenswelt des niederländischen Flachlands verstanden werden kann. Mit Brueghels Alpenansichten beginnt denn auch logischerweise der Rundgang durch den Ausstellungsraum, in dessen Mittelpunkt eine Videoinstallation von Werner Herzog steht: er hat mit der Filmkamera Grafiken des niederländischen Barockmalers Hercules Segers (ca. 1590 – ca.1638) erfasst und zeigt sie in vergrößerter und damit auch formalästhetisch verfremdeter Reproduktion. Die fünf Videos sind auf drei Seiten eines Raumes projiziert, bisweilen unterbrochen durch einen Ausschnitt aus Herzogs Film „Ode to the Dawn of Man“ (2011) mit dem Cellisten Ernst Reijseger in der Kirche von Haarlem, dem zeitweiligen Heimatort des Malers Segers.
Pieter Brueghel gilt in der Kunstgeschichte als der Begründer einer Landschaftsmalerei als selbständiger Gattung mit einem panoramahaften Blick in die Landschaft, oft aus der Vogelperspektive, wobei häufig ein Bergmassiv, das sich über einer Schlucht erhebt, oder eine weithin sichtbare Burganlage für den Betrachter einen visuellen Haltepunkt in der Komposition markieren. Diesem Prinzip der malerisch-grafischen Raumillusion bleibt auch Gillis van Coninxloo (1544-1607) treu, der Lehrer von Hercules Segers, und letzterer überträgt dann einen solchen Topos von der Landschaftsdarstellung z.B. ebenso in eine Stadtansicht von Brüssel: in diesem Ölbild hat die massive Kathedrale…