Al Imfeld
Werden und Wandel des Afrikanischen
Historie, Ideologie, Theorie, Zeichen und Symbole
Die Worte Afrika und afrikanisch verbinden Unterschiedliches. Ihre Skala von Emotionswerten ist breit und widersprüchlich. Wenn nun ein ganzes Themenheft afrikanischer Kunst gewidmet ist, haben wir die Pflicht zu seriöser Feinarbeit.
Wir werden feststellen, dass der Bedeutungsinhalt nicht nur von Europa weit über das Wörterbuchübliche hinausgeht, sondern auch derjenige von Afrika. Bereits das englische Africa und Europe besitzen andere Konnotationen als im Deutschen.
Europe meint für Menschen auf dem afrikanischen Kontinent und für viele Schwarze einfach und verkürzt die Welt der Weissen. So sind bei einem Buchtitel wie “How Europe Underdeveloped Africa?” (Walter Rodney; 1972) alle Weissen weltweit (also einschliesslich der damaligen Sowjetunion und Nordamerikas) gemeint. Aber auch umgekehrt: Africa steht für einen Kontinent, umfasst jedoch zusätzlich alle schwarzen Menschen ausserhalb. So muss die Beantwortung der Frage, wie Afrika Europa beeinflusste, selbstverständlich auch den Umweg über – sagen wir die USA, Brasilien oder Jamaika – berücksichtigen.
Ich behaupte – und versuche, es zu beweisen -, dass sich die geografische Klassifizierung Afrika und afrikanisch nicht auf gleicher Ebene bewegt wie etwa australisch oder asiatisch.
Afrika mag wohl eine Bezeichnung für einen Kontinent sein, doch nennt sich heute so manches auf anderen Erdteilen auch afrikanisch, so dass gesagt werden kann, Afrika ist überall, und selbst bei der feinsten Aus- und Abgrenzung sind Spuren und Abdrücke des Afrikanischen nicht mehr wegzuwischen. Genauso wie umgekehrt – aus dieser Sicht des Verstreutseins – das Wort europäisch wie die Rückseite erscheint.
Die Begriffe Afrika und afrikanisch sind geworden und entstanden,…