Anne Krauter
Werden die Akademien in unserer Zeit verdrängt?
Nahezu jeder Künstler dürfte seine Laufbahn mit dem Studium an einer Akademie beginnen, doch kaum einem der Inhaber dieser begehrten Ausbildungsplätze gelingt es schließlich, auf dem freien Kunstmarkt zu reüssieren. Obwohl sie anscheinend nicht ausreichend Rüstzeug auf den Weg mitgeben kann und ihr seit rund hundertfünfzig Jahren der Schimpf einer einseitigen, unzeitgemäßen Ausbildung nachhängt, gibt es die Akademie noch immer. Bislang hat man ihr die Funktion eines Schleifsteins zugebilligt, an dem sich die Jungen zu reiben haben, indem sie Gegenposition zu ihrer Doktrin beziehen müssen. Nun zeigt die greise Institution offenbar Anzeichen für ein mögliches Ende, nimmt man die Fragestellung des Kolloquiums beim Wort. Doch um eine Entscheidung über die Zukunft der Akademie ist es den Veranstaltern nicht zu tun. Es scheint, als wollten sie mit ihrem provokativen Aufhänger ein paar Personen hinter dem Ofen hervorlocken, bevor dieser völlig kalt geworden ist. Otto Herbert Hajek, Initiator des Unternehmens und Andreas Vohwinckel, Gastgeber im Badischen Kunstverein Karlsruhe, haben zu diesem Zweck zahlreiche Referenten für Vorträge und Statements eingeladen. Der gesellschaftliche Auftrag der Akademien, das Bewußtsein über sie, ihre Stellung im Spannungsfeld zur Politik, zur Arbeitswelt, die Akademie als Spiegel der gesellschaftlichen Verhältnisse. – Vertreter der Politik, der Wirtschaft, der Medien, Professoren und freischaffende Künstler, Kunsthistoriker äußerten sich, sprachen viel und sagten nicht immer nur Bedeutendes. Entscheidende Gesichtspunkte wurden ausgeklammert. Weder das Problem der Berufungen noch die Lehrpflicht der Professoren wurden ernsthaft in Angriff genommen. Auch hätten die überfüllten Klassen und die daraus resultierende…