Allen S. Weiss
Wer sind die Magier der Erde?
Kritik der Ausstellung »Les Magiciens de la Terre« (Paris 1989)
Statt über Lösungen nachdenken, überhaupt nicht mehr denken ,Ich bin inmitten elektrisierender Magie, Ich bin dort immer mehr, Nicht mehr denken, nicht mehr antworten, Magie treiben, Nicht des Verzauberns, Sondern des Schrecken, Sondern theatralisch, Also wahr.
Antonin Artaud
Cahiers du Retour à Paris (OC XXIV, 232)
In der Grande Halle de la Villette – auf dem Gelände, wo sich früher die Schlachthöfe von Paris befanden und das nun in ein Kulturzentrum umgewandelt wurde – waren zwei Drittel der Werke der Ausstellung “Les Magiciens de la Terre” zu sehen, die von Jean-Hubert Martin eingerichtet wurde, dem ehemaligen Direktor des Musée National d’Art Moderne im Centre Pompidou, wo der andere Teil der Exponate untergebracht war.1 Am hinteren Ende der Ausstellungshalle befand sich eine Arbeit von Richard Long, die die zentrale Achse des Hauptblickfeldes beherrschte: ein gigantischer Kreis, mit Schlamm direkt auf die Wand gemalt – ein überraschendes, doch hervorragendes Amalgam aus abstraktem Expressionismus, Arte povera und Neoprimitivismus. Auf dem Fußboden unterhalb dieser Arbeit befand sich ein von Ureinwohnern Australiens geschaffenes Sandgemälde, eine Arbeit von sechs Mitgliedern der Yuendumu-Gemeinde. Das Gegenüber der beiden Arbeiten ist effektvoll, und das nicht zufällig. Es ist fast so, als wäre der (im Katalog abgebildete) bemalte Körper des rituellen Zelebranten, der dieses Werk aus Sand geschaffen hat – und dessen körperliche Anwesenheit tatsächlich einen integralen Bestandteil des Werkes bildete – entfernt worden, um Platz zu machen für Longs gigantischen Kreis,…