Nikki S. Lee
Wer ist Nikki Lee?
Personale Identität als Konstruktion
Ein Gespräch von Heinz Schütz
Ein sehr alter, durchaus bereits vor Shakespeare kursierender Topos stellt fest, dass die Welt Bühne und die Menschen Schauspieler seien. Die Welttheatermetapher provoziert indirekt die Frage nach dem Realen, also nach dem, was jenseits der Bühne ist und dem, was der Mensch ist, wenn er nicht als Schauspieler agiert. Im Postmodernmus mit seiner Behauptung multipler Identitäten hat sich die Frage zunehmend ihrer Beantwortung entzogen.
Seit Mitte der neunziger Jahre setzt sich die in Korea geborene und heute in New York lebende Künstlerin Nikki S. Lee mit der Konstruktion personaler Identität auseinander. Ihre Fotoserien werden für sie zum Experimentierfeld für wechselnde Identitäten. Sie begibt sich in die unterschiedlichsten sozialen Kontexte und agiert dort für einige Zeit als Teil einer spezifischen, durch ihre kulturelle Herkunft oder durch ihre spezifischen Interessen definierte Gruppe. In ihrer jüngeren Serie “Part” konzentriert sich Lee auf die bei intimeren Beziehungen entstehenden Identitätskonstruktionen, wobei die Imagination des Fotobetrachters zunehmend mit ins Spiel gebracht wird. In ihrer jüngsten Serie verlässt sie den Boden der aktiven Selbstkonstruktion. Sie lässt sich von Straßenmalern, denen sie in verschiedenen Ländern begegnet, porträtieren und überlagert die verschiedenen Zeichnungen zu einem kulturspezifisch geprägten vielschichtigen Nikki-Bild. Dabei erweist sich, dass auch der Blick von außen auf den Anderen nicht eine, sondern verschiedene Personen erzeugt. Auf dem letzten Berlin Filmfestival wurde ihr autobiographisches Doppelportät “”a.k.a Nikki S. Lee”” als Beitrag gezeigt.
In Ihren früheren Fotoserien zeigen Sie sich in den unterschiedlichsten sozialen Kontexten. Dabei…