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Titel: Kunst und Geld · von Jürgen Raap · S. 82 - 85
Titel: Kunst und Geld , 2000

VOLLRAD KUTSCHER
»Wer den Pfennig nicht ehrt …«

EIN GESPRÄCH VON JÜRGEN RAAP

Vollrad Kutscher, Jahrgang 1945, thematisiert in seinen Projekten “fragwürdige Wahrnehmungs- und Glaubensübereinkünfte” (Volker Rattemeyer). Darauf rekurriert auch seine Computerskulptur “Stammhaus der Gesellschaft zur Verwertung und Erhaltung der Idee des Pfennigs AG” mit einer reliquienhaften Ansammlung von 40.000 Pfennigstücken. Sie sind so aufeinander getürmt, dass sie ein Geldhaus sowohl im direkten als auch im übertragenen Wortsinn darstellen. In den Sockel ist ein Computer eingelassen. Per Touchscreen kann das Publikum einen virtuellen Gang durch die sieben Stockwerke des Geldhauses unternehmen. Die Arbeit befindet sich seit Dezember 1998 in der Zentrale der Stadtsparkasse Köln.

*

Jürgen Raap: Sie haben bereits 1970 eine “Gesellschaft zur Erhaltung und Verwertung der Idee des Pfennigs” gegründet. Ein-Pfennig-Stücke sind die einzigen deutschen Münzen, deren Herstellungskosten höher als der Nominalwert sind. Heute gibt es im Warenangebot aber nichts, was man für einen einzigen Pfennig kaufen könnte. Dennoch haben sich die Einzelhändler immer wieder gegen die Abschaffung des Pfennigs gewehrt, weil sie gerne mit “Schwellenpreisen” wie 1,99 Mark kalkulieren. Wie kamen Sie damals auf die Idee zur Gründung dieser Gesellschaft?

Vollrad Kutscher: Als ich 1970 nach Frankfurt kam, waren die Banken gerade dabei, baulich sehr interessante alte Villen abreißen zu lassen, um stattdessen ihre Verwaltungsgebäude zu errichten…

… eine Ansammlung von Hochhäusern, die Frankfurt dann den Spitznamen “Mainhattan” eintrugen.

Aus den Protesten gegen diese Abräumung der alten Bausubstanz entwickelte sich dann der Häuserkampf der siebziger Jahre. Ich begann mich damals zu fragen, wie man als Künstler eine kritische Haltung artikulieren könnte. Wie war die…


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