Hans-Jürgen Müller
Wenn man als Galerist ein Buch schreibt…
Fünfzehnjahre habe ich eine progressive Galerie geleitet. Eine lange Zeit. Unzählige Gespräche wurden in Stuttgart in der Hohenheimer Straße 7, später im Galeriehaus in Köln geführt. Über Kunst und was damit zusammenhängt. Dabei verstanden meine Diskussionspartner selten zu formulieren was Kunst ist. Nur daß alles, was ich für Kunst ausgab, keine Kunst sei, das wußten sie.
Viele gewagte künstlerische Prophezeiungen haben sich in der Zwischenzeit erfüllt. Kaum jemand, der 1976 noch verächtlich von Dilletantismus spricht, wenn er vor Bildern Sam Francis’ oder Morris Louis’ steht. Und trotzdem: Wieder wird heute in Frage gestellt, werden Initiativen blockiert, wird gespottet, wenn junge Galeristen aktuelle Kunst präsentieren.
An dieser Situation wird sich vermutlich wenig ändern. Trotz Kunstmärkten und trotz (oder wegen) der Berichterstattung im Fernsehen. Messen sind für das allgemeine Publikum zu gigantisch, zu unübersichtlich, zu hektisch, und die Medien begreifen ihre Aufgabe weniger in behutsamer Hinführung als in spektakulärer Dolchstoßpolemik.
So blieb für mich stets das persönliche Gespräch als Mittel zum Abbau von Vorurteilen. Doch in fünfzehn Jahren hat das höchstenfalls zwanzig Mal in eine glückliche Kunstehe eingemündet.
Ein bißchen wenig, selbst dann, wenn man bescheiden ist. Zu wenig, wenn man weiß, daß unsere Zeitgenossen anderen künstlerischen Äußerungen wie Musik oder Theater mehr zugetan sind, und geradezu beängstigend wenig, wenn man moderner Kunst jene bewußtseinsverändernde Kraft zugesteht, derer unsere Gesellschaft so dringend bedarf.
So habe ich meine langjährige Erfahrung jetzt in einem Buch unter dem Titel Kunst kommt nickt von Können zusammengefaßt. Eine Publikation für sogenannte Laien. Nicht für…