MARTIN KIPPENBERGER:
»Wenn ich schon Kunst anfasse, dann soll das auch positiv enden«
Ein Gespräch von Rainer Metzger
Es sollte eine Art Locality Show werden, eine Nachfrage, wie sich die kleine Wirklichkeit Wiens verträgt mit den Große-Welt-Attitüden des Martin Kippenberger. Der Meister war nach Österreich gezogen, aus Liebe, wie es das Gespräch denn auch unüberhörbar zum Ausdruck bringen würde. Martin Kippenberger hatte Elfie Semotan geheiratet, die bekannte Fotografin und Witwe von Kurt Kocherscheidt, der 1992 unerwartet verstorben war. Nun lebte Kippenberger in Österreich, auf einem Hof im südlichen Burgenland und in einer jener prachtvollen gründerzeitlichen Wohnungen unweit der Wiener Ringstraße, für die man die antibourgeoise Häme gern einmal hintanstellt.
Kippenberger hatte bei Hubert Winter eine kleine Präsentation mit Bildern allerneuester Provenienz und einigen seiner Hotelzeichnungen eingerichtet; nach der Vernissage gab es die obligatorische Feier, bei der Kippenberger früh schlafen gegangen war. Am nächsten Tag, dem 7. Januar, trafen wir uns in seinem Stammcafé, dem “Engländer”, zum Gespräch. Kippenberger, der Kosmopolit und Egozentriker, trat sehr ruhig in Er- scheinung, war sichtlich bemüht, jedes Dementi abzuliefern, was seine früheren Auftritte als Enfant Terrible anging, und manchmal blitzte der Schalk auf, wenn er allzu eilfertig seinen wiederholten Abschied vom Jugendbonus betonte. Wir redeten, was man in Wien meistens tut, über Wien und über die Pläne, die von hier aus zu realisieren waren. Auf den Tag zwei Monate nach dem Interviewtermin war Martin Kippenberger tot. (Rainer Metzger)
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R. M.: Fühlen Sie sich denn wohl in Österreich?
M. K.: Ich war ja vor zwölf Jahren schon einmal längere Zeit hier,…