Weltkunst: Interkulturelle Ausstellungen
von Thomas McEvilley
Zwei Ausstellungen haben die Diskussionen über Themen wie Weltkunst, das Globale, das Primitive und den interkulturellen Austausch oder Vergleich ganz besonders angeheizt: “‘Primitivism’ in the 20th Century Art” im New Yorker Museum of Modern Art (1984) und “Magiciens de la terre” im Centre Pompidou und in der Grande Halle de la Villette in Paris (1989). Einer feinfühligen Ausstellung kann es in einem bestimmten Augenblick gelingen, Attitüden, also Haltungen und Einstellungen, sichtbar zu machen oder mögliche Attitüdenwandel zu verkörpern, welche die Richtung weisen, in die sich eine Kultur bewegt. Der Abstand von fünf Jahren zwischen “‘Primitivism'” und “Magiciens” lasse ahnen, wie Thomas McEvilley in der Zeitschrift “Artforum” (3/1990) schreibt, wieviel sich in dieser kurzen Zeit gewandelt habe. Auszüge aus seinem “Global Issue” betitelten “Artforum”-Essay führen uns zuerst philosophische Gedanken vor Augen, die sodann an den beiden Ausstellungen dingfest gemacht werden. Gedanken, die zusammen mit den Informationen und Fragestellungen zu den auf den nächsten Seiten vorgestellten Ausstellungen “Lotte oder die Transformation des Objekts” (Graz 1990/Wien 1990-91) und die “Decade Show” (New York 1990) sowie zu dem sogenannten Alternative Space “Exit Art” (New York City) wertvolle Anregungen für künftige Diskussionen und Debatten vermitteln können.
Attitütenwandel: von der Moderne zur Postmoderne
Westliche Kultur zu Beginn der 90er Jahre ist auf der Suche nach einer neuen Definition von Geschichte, die keine Hierarchievorstellungen, keine Idee eines Mainstream und einer Peripherie beinhaltet, und nach einer neuen globalen Bedeutung von Zivilisation, die das geradlinige eurozentrische Modell ersetzt, das noch das Herz der Moderne ausmacht. Diese…