Welt ohne Außen.
Immersive Räume seit den 60er Jahren
Martin-Gropius Bau 08.06. – 05.08.2018
von Michael Nungesser
Seit 2016 steht das Programm der Berliner Festspiele, zu dem der Gropius Bau gehört, unter dem schwer fassbaren Begriff „Immersion“. Während das Untergeschoss des Gropius Bau (zu dem der eingeführte und gebräuchliche Name Martin-Gropius-Bau in diesem Jahr übrigens unter der neuen Leitung von Stephanie Rosenthal geschrumpft ist) derzeit in diesem Sinne allein von Philippe Parreno als digitales Gesamtkunstwerk bespielt wird, läuft oben die Ausstellung „Welt ohne Außen“, die das Konzept der immersiven Räume in eine von den 1960er Jahren ausgehende kunsthistorische Perspektive zu stellen versucht. Die vom Intendanten der Festspiele, Thomas Oberender, und dem Künstler Tino Sehgal (geb. 1976) kuratierte Schau gewährt den zwischen Objekt, Installation und Performance stehenden Arbeiten ihren jeweils eigenen Raum.
Der Parcours beginnt mit Larry Bell (geb. 1939), dessen Gefüge aus stehenden Glasscheiben, teils transparent, teils spiegelnd, beim Durchschreiten ein raumauflösendes wechselndes Perspektivenspiel ergibt. Während der rot erleuchtete Raum im Raum mit gewelltem Boden von Lucio Fontana (1899 – 1968) die Begehung zur Expedition werden lässt, vermittelt der im indirekten Neonlicht eines plastischen Bildes sich grenzenlos ausdehnende Raum von Doug Wheeler (geb. 1939), einem Vertreter der kalifornischen Light-and-Space-Bewegung, ein Gefühl von Unendlichkeit. Wie ein Schock – zugleich ein Zeitsprung in die Nachjahrtausendwende – wirkt dann der Raum mit der aus 1920 Glühbirnen bestehenden klackenden und gleißenden Lichtwand von Carsten Höller (geb. 1961). Wer hier, noch sinnenüberwältigt und -berauscht, im nächsten (leeren) Raum nichts außer drei uniformierten Aufsehern wahrnimmt, ist umso überraschter, wenn diese sich…