Bonn
Welt in der Schwebe
Luft als künstlerisches Material
Kunstmuseum Bonn 24.02.–19.06.2022
von Susanne Boecker
Nähert man sich dem Kunstmuseum Bonn von Süden, gerät man auf dem Museumsplatz womöglich in einen tosenden Luftstrom. Er kommt aus einem riesigen gelben Ventilator, dessen Propeller in regelmäßigen Abständen zu einer Höchstgeschwindigkeit von 1.000 Umdrehungen in der Minute angetrieben wird. Zum Glück steht die Luftmaschine in einem massiven Gitterkäfig und wir können sie unbeschadet passieren. Sollten wir mit der U-Bahn zum Museum gefahren sein, fallen uns fünf helle, luftgefüllte Schläuche auf, welche Fassade und Vordach des Museumsbaus in kompakter Formation zu umklammern scheinen. Diese Kunstwerke von Arcangelo Sassolino und Lang / Baumann stimmen ein auf das Thema der Ausstellung „Welt in der Schwebe. Luft als künstlerisches Material“.
Es handelt sich um eine reine Kunstausstellung, wie Stephan Berg bei der Pressekonferenz betonte: Es wird nichts anderes gezeigt und verhandelt als Kunst. Dass der Direktor des Bonner Kunstmuseums, das diesen Begriff ja auch im Namen führt, dies explizit hervorhob, ist ebenso bezeichnend wie nachvollziehbar – handelt es sich bei dem hier in den Fokus genommenen Werkstoff doch um eine Materie, über die zunehmend kritisch debattiert wird. Luftverschmutzung und Klimakrise lauten die Stichworte. Und seit Ausbruch der Corona-Pandemie nehmen wir die Atemluft sogar als lebensbedrohlich wahr und schützen uns mit Masken vor über sie verbreiteten Aerosolen. Vor diesem Hintergrund entwickelten sich die Vorbereitungen der schon vor Corona geplanten Schau zu einer „harten kuratorischen Nuss“ (Barbara J. Scheuermann). Gelungen ist dem Haus eine thematisch eindeutige und pointiert bestückte Ausstellung, die verschiedenste künstlerische…