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Ausstellungen: Krefeld · S. 352 - 353
Ausstellungen: Krefeld , 1991

Heinz-Norbert Jocks
Weitersehen

Museen Haus Lange und Esters, Krefeld
18.11. – 27.1.1991

Die Moderne, an unerwartete Grenzen ihres ewigen Voran gestoßen, ist entschärft, und so scheint es eher möglich, sich im Hier und Jetzt zu verirren, “wie man in einem Walde sich verirrt”. Das “braucht Schulung”, wie es bei Walter Benjamin heißt. Verlernt haben wir, mit Desorientierung umzugehen und Dinge mit den Augen begriffsstutziger Kinder zu sehen. “Weitersehen”, so der gegengängige Titel einer Ausstellung mit meist in den 50er Jahren geborenen Künstlern, die das Gesicht unserer Zeit prägen, will weder vor- noch zurücksehen, sondern weiter-sehen, um das “Unbesessene des Sich-im-Hier-und-Da-Befindens” zu vermitteln und zu erhellen. Gelassenheit ist das Prinzip eines Blicks auf die 80er Jahre, der konstatiert, “was im Jetzt treibt und wo-möglich zukünftig in ein Offenes vorwärts stürzt” (Ernst Bloch). Das Jetzt als gelebter Augenblick ist, da im Fluß, dunkel, also noch-nicht-erhellt. Um so wichtiger, das Jetzt zeitgenössischer Kunst für die Dauer einer Ausstellung festzuhalten, eine Bewegung im Stillstand, die auf einen “Ausschnitt” verweist und auf Retrospektive verzichtet. “Es geht nicht um die 80er Jahre als etwas scheinbar Abgeschlossenes, womöglich schon Erledigtes. Wir betrachten ein work in progress, und manches wird sich erst in Zukunft deutlicher zeigen”, schreibt Julian Heynen im Vorwort seines buchartigen Katalogs. Kriterien seiner Auswahl nennt er nicht. Weder versucht er, durch Inszenierung einen Zusammenhang des Unvereinbaren zu suggerieren noch die Kunst seit 1980 zu rekapitulieren. Zudem lehnt er es ab, ihre labyrinthischen Wege nachzuzeichnen, den geschichtlichen Sinn zu ergründen und die Qualitäten zu sortieren. Statt dessen weist…



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