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Titel: Kunst ohne Werk · von Eva S.-Sturm · S. 152 - 161
Titel: Kunst ohne Werk , 2000

EVA S.-STURM
Weiße Tücher, weiße Tasche, weiße Karte

ABSICHT UND ABSICHTSLOSIGKEIT BEI PETER GREENAWAY, ANDREAS KARNER UND LEWIS CARROLL

Das Subjekt durchkreuzt permanent seine eigenen Absichten, indem es sich selbst in die Dinge, die es wahrnehmend und handelnd produziert als blinder Fleck einschreibt (Teil eins). Die Produktion von solchem nicht beabsichtigten Begleitmaterial jeden Handelns kann jedoch nicht nur als eine Not, sondern bei ausreichender Risiko- und Reflexionsbereitschaft gleichzeitig als das Kapital jeden Subjekts betrachtet werden, insofern das Subjekt sich im Handeln wesentlich ins Spiel bringt (Teil zwei). Wer auf dieses Kapital aus selbst- und fremd-bildungstheoretischer Perspektive blickt, kommt zur These, dass die Unkontrollierbarkeit über Prozesse der Subjektbildung in eine Form des Entabsichtigens mündet, welches das Subjekt als permanenten Aufbruch denkt (Teil drei).

I. Weiße Tücher: Unbeabsichtigt im Bild

Peter Greenaway: The Draughtman’s Contract, 1982

DIOPTAVISUR. Mr. Neville, der Zeichner und Protagonist in Peter Greenaways Erzählfilm “The Draughtman’s Contract”, hat eine Absicht. Die Absicht stellt sich dar als hölzernes Gestell mit waagrecht und senkrecht verspannten Drähten, welche Mr. Neville als Begrenzung seines Sehfeldes und zur messbar-korrekten zentralperspektivischen Erfassung seiner Motive dient. Bei seiner täglichen Zeichnerei schiebt er diese Hilfskonstruktion, welche sich Dioptavisur (so Jost Bürgi 1604) nennen lässt, zwischen sich und das was er zeichnend sieht. Tatsächlich bezeichnet das Wort Absicht ursprünglich genau solche technischen Visiervorrichtungen wie sie Mr. Neville besitzt.

Mr. Neville hat also eine hölzerne Absicht, um ein Vorhaben zu realisieren, welches in der Form eines Vertrages bei einer Abendgesellschaft im Jahr 1694 zwischen ihm und der Hausherrin auf Campton Anstey, der reichen Mrs. Herbert…


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