Jimmie Durham
Weder Fanatiker noch Opfer
Gespräch mit Jeanette Ingberman (Exit Art)
J.I.: Du zeigst in dieser Ausstellung mehr als in deinen früheren Präsentationen viele zweidimensionale Arbeiten, aber auch plastische Objekte, auf denen mit geschriebenen Wörtern versehene Zeichnungen zu sehen sind. Es gibt eine Menge zu lesen in dieser Ausstellung. Diese schriftlichen Ausführungen bilden offenbar einen integralen Teil der Installation, wenn nicht gar ihren Schwerpunkt. Du verwendest – besonders handgeschriebene – Wörter, die unmittelbar als visuelle Bestandteile der Arbeiten zu gelten haben.
J.D.: Die Zeichnungen entsprechen aber keinem bestimmten anerkannten Stil. Man findet in ihnen beispielsweise alle möglichen neoprimitiven Stilelemente, und dies ganze Zeug paßt in keine “offizielle” Kunstrichtung. Ich geb’ mir aufrichtig alle Mühe, meine Zeichnungen so inakzeptabel wie nur irgend möglich zu machen (beide lachen). Diese Sammlung von Graphiken etwa heißt “Sechs authentische Dinge”. Jede der Arbeiten hat ein “seriöses” Thema, das allerdings durch ein paar Wortspiele in Cherokesisch aufgelockert ist.
Kannst du mir sagen, was die Worte bedeuten?
Nein (lacht). Gut, ich werd’s dir sagen, aber ich habe nicht die Absicht, diese Frage jedermann zu beantworten.
Aber natürlich verstehen viele Leute, die deine Ausstellung besuchen werden, nicht die Bedeutung dieser cherokesischen Worte.
Das sollen sie ja auch gar nicht.
Das ist dir also egal?
Ich möchte, daß sie begreifen, daß sie die Worte ohnehin nicht verstehen können. Ja, das möchte ich. Hier ist zum Beispiel ein Typ, dem mit einem Obsidian-Messer das Herz herausgeschnitten wird, und er sagt irgendwas auf Cherokesisch, und ich möchte nicht, daß die Leute, die hier in die Galerie kommen, wissen,…
