Jürgen Raap
Wechselspiel von Manko und Überschuß
Projekt »Gedankenbank« in Basel
Daß diverse Beherrscher mancher Industriezweige eine eigene Hausbank zur Abwicklung ihrer Geschäfte gründeten, ist nicht neu. Daß dies auch Gewerkschaften taten, daß Genossenschaftsbanken entstanden und “Crédit Agricol” für ein ursprünglich hauptsächlich bäuerliches Kreditpublikum, daß alternativ-oppositionelle Umweltschützer der Allmacht des Notenbank-Kapitalismus ihre eigene “Öko-Bank” entgegensetzen, ist folgerichtiger Teil der Geldmarktordnung, auch als Korrektiv immer noch eine systemimmanente Angelegenheit. Eine “Gedankenbank”, die sich ausschließlich auf Ideengut als Kapital stützt, kann auf den ersten Blick nur eine schweizerische Angelegenheit sein, durchweht vom Nachhall des Geistes von Dada-Zürich und als ironische Attacke auf die Gepflogenheiten der Nummern-Konto-Verwalter im Alpenland: “Die Gedankenbank nimmt Gedanken entgegen, insofern… die Identität des Gedankenanlegers bekannt ist”, heißt es im Statut, das die beiden Basler Aktionskünstler Daniel Häni und Stefan Dähler zusammen mit Roland Wüthrich formulierten. Wer einmal erlebt hat, daß in Bern oder Sion selbst simple “Rasen betreten verboten”-Schilder mit Hinweisen auf ein halbes Dutzend Paragraphen geschmückt sind und auch ansonsten der Hang zur Präzision nicht nur der Kuckucksuhr zu Weltruhm verholfen hat, sondern daß eidgenössischer Bürokratismus auch in anderer Hinsicht deutsche Gründlichkeit bisweilen in den Schatten stellt, kann den satirischen Hintergrund des “Gedankenbank”-Unternehmens gut nachvollziehen: “Kontoinhaber kann jeder Mensch werden, indem er ein Antragsformular mit den nötigen Angaben versieht”, so die Geschäftsbedingungen dieses Instituts für ideelles Kapital.
Überdruß an den dogmatisierten, schulisch und auch sonst institutionell verankerten Denkformen hatte Häni und Stähler zur Gründung einer “autonomen Universität” veranlaßt, der sie den Namen “Zone” gaben. Lehr- und Lernziel: “Umgang mit kulturellen…