Watching You, Watching Me.
A Photographic Response to Surveillance Das Feld hat Augen. Bilder des überwachenden Blicks
Museum für Fotografie 17.02. – 02.07.2017
von Michael Nungesser
Die im Zuge der digitalen Revolution sich global ausweitende Überwachstechnologie gibt Anlass für drei Ausstellungen der beiden benachbarten Institutionen C/O Berlin und Museum für Fotografie. Hier geht es allein um „Watching You, Watching Me“ und „Das Feld hat Augen“ im Museum für Fotografie. Die erste, aktuelle Schau ist eine Wanderausstellung der in New York ansässigen Open Society Foundations (1993 von dem Investor und Philanthrop George Soros gegründet), die durch die zweite, gleichsam als historisches Unterfutter dienende, von der Kunstbibliothek unter der Regie von Michalis Valaouris konzipierte, glänzend ergänzt wird. Der Titel letzterer entstammt einem anonymen, kolorierten Holzschnitt von 1546, der eindrücklich das kuriose Motto „Das Feld hat Augen, der Wald hat Ohren“ visualisiert.
Überwachung geschieht vornehmlich übers Auge. Wo heute das Kameraauge steht, war es in früheren Jahrhunderten das Auge Gottes, zugleich Auge der Vorsehung; zu sehen ist es in Illustrationen alter Bücher, in Flugblättern, auf Münzen und Medaillen. Die Abteilung „Gott sieht alles“ enthält Blätter von Jacques Callot und Daniel Chodowiecki und mahnt im Neuruppiner Bilderbogen mit „Der breite und der schmale Weg …“ für ein Gott ergebenes Leben. Im 2. Kapitel, „Tausend Augen reichen nicht“, vollzieht sich die Metamorphose von der göttlichen zur weltlichen Autorität in Person des Königs, später ersetzt durch das Auge der Vernunft oder das Auge des Gesetzes. Cesare Ripas berühmte „Iconologia“ von 1603 bietet Vorlagen für Allegorien, z.B. der Polizei, von Wachsamkeit…