Thomas Zaunschirm
Was sind originale Ready-mades?
Die Ready-mades waren ein Mittel, um von der Tauschbarkeit,
von der Vermünzung des Kunstwerks wegzukommen …
In der Kunst, und nur in der Kunst, wird das originale Werk verkauft,
und es erlangt dadurch eine Art Aura.
Aber bei meinen Ready-mades tut es eine Replik genauso gut.
Bis vor wenigen Jahren stellte ich sie nicht einmal aus…
(Marcel Duchamp)1
Wiederholung und Readymade
Jahreszeiten, Feiertage, Gebräuche, Riten, Tagesabläufe, Experimente, leben alle von der Wiederkehr. Der Mythos wäre ohne den zeitlichen Kreislauf wirkungslos. Wiederholung an sich ist nichts Schlechtes. Bei der Betrachtung von Kunstwerken jedoch schleicht sich das generell abwertende Qualitäts-Urteil ein. Eine Fälschung ist strafbar, die Kopie wertlos im Vergleich zum Original, aber noch billiger die Reproduktion; und entsteht etwas in Serie als eine Edition in mehr oder weniger begrenzter Auflage, wird weniger die Verbreitung begrüßt, als jovial festgestellt, dass das Sammeln durchaus mit Druckgrafik oder Multiples beginnen könnte. Selbst mancher geeichte Kunstkritiker hält die Appropriation, in der das Zitat zur Kopie perfektioniert wurde, weniger für einen Stil, als für eine seichte intellektuelle Mode der späten achtziger Jahre. Eher findet man Gefallen an der freien Variation und der Paraphrase, womit ein konkretes Element der sonst schwer fassbaren Kontinuität historischer Entwicklung greifbar wird. Selbst das programmatisch antitraditionelle zwanzigste Jahrhundert kommt ohne Rückgriffe nicht aus, berühmte Proponenten des retrospektiven Formenpuzzles sind Pablo Picasso, der schier alles von der Antike über Cranach und Vélazquez bis zu eigenen Stilmustern, nützte, oder Roy Lichtenstein, der wiederum neben anderen Picasso einer Wiederverwertung zuführt.
Als Gegenspieler hat sich hierbei Marcel Duchamp stilisiert, der…