K.P. Brehmer
Was mich nicht interessiert.
Liebe Freunde,
Sie sind zu Gast in einer Stadt, in der so manches “anders-herum” ist.
So sei mir gestattet, das Motto unseres Symposions ebenfalls andersherum zu betrachten.
“Ich werde über Dinge reden, die mich überhaupt nicht interessieren: “Kultur wird von den Kultusministern gemacht!”
Jeder Berliner Künstler mit einschlägigen Erfahrungen wird diese Behauptung bestätigen. Wir befinden uns hier auf hochsubventioniertem Kulturboden, eine “besondere Einheit” sozusagen.
Als Mitglieder einer nun ebenfalls subventionierten Vereinigung und unter der Schirmherrschaft des Regierenden werden Sie sagen: “Na und, Hauptsache der Rubel rollt . . .”
Was sich hier als ungestörtes Verhältnis zwischen “Kulturträgern” und “Machern” darstellt, muß nach langjähriger Berliner Erfahrung zumindestens eingeschränkt werden.
Erklärtermaßen ist die Kultur ein wichtiger Bestandteil im Spannungsfeld Ost-West. Zeitweise finden regelrechte Kulturkämpfe statt.
Der Einsatz der Kultur für tagespolitische Strategien führt zu einem Wandel des Begriffs “Kultur”. Kultur und Kunst werden von den Politikern als zwei Dinge verstanden, nur im äußersten Notfall greift man auf Werke und Künstler zurück. Eine Mitsprache verbittet man sich selbstverständlich, die Interessen sind wohl auch zu verschieden.
So ergeben sich fast unerträgliche Spannungen:
Auf der einen Seite der Politiker, Taktiker, ideologischer “Gestalter”, dabei sehr auf persönliche Karriere bedacht, mißtrauisch. Er weiß das Volk hinter seinem Rücken, machtbewußt setzt er sich durch. Er ist der Verwalter der Subventionen, er stellt die Bedingungen.
Auf der anderen Seite der Künstler, seiner Sache sicher, ohne Volk im Rücken, angewiesen auf das tägliche Brot und gewisse Möglichkeiten künstlerischer Realisierungen.
Ausweichen ist nicht möglich, in Berlin gibt es kaum private Initiativen, die öffentlichen, halböffentlichen bis hin zu den…