Was ist schon eine Milliarde Dollar für einen Louvre?
Institutionskritik und postkoloniale Perspektiven
von Alexandra Karentzos
An der Geschichte der Kunst „kratzen“
„Mit anderen Worten, die Scheichs und Shaykhas in Abu Dhabi und Katar kümmern sich einen Dreck um die Kunst. Sie kümmern sich nur um mehr Macht und mehr Geld. Und wenn sie, während ihrer Verhandlungen mit der französischen Regierung über einige Mirage-Kampfflugzeuge und Militärbasen, einen Louvre hinzufügen müssen, dann soll es so sein. Was ist schon eine Milliarde Dollar für einen Louvre?“1
Walid Raad beschreibt in seiner Lecture Performance, die Teil seines Kunstprojekts Scratching on Things I Could Disavow (An Dingen kratzen, die ich verleugnen könnte: Eine Geschichte der Kunst in der arabischen Welt, seit 2007) ist, kritische Positionen zu den Museumsexporten aus Europa und den USA in den Nahen Osten. Er thematisiert die Globalisierung von Kunst im Zeichen von Ökonomie und Macht ironisch, so dass unklar bleibt, wie glaubwürdig die aufgeführten Informationen sein können. Der Künstler seinerseits merkt während der Lecture Performance, bei der er selbst als Erzählerfigur und ‚Museumsführer‘ fungiert, an, dass man sich in der Fülle der Fakten durchaus verlieren kann; damit ist ein Hinweis auf den fraglichen Status der vermeintlichen Belege und Indizien gegeben – ein Thema, das durch die Diskussion um „fake news“ derzeit überaus aktuell ist. Auch die spielerisch ausgeführten Skizzen, die Teil der Performance sind, erinnern an wissenschaftliche oder auch kriminologisch-verschwörungstheoretische Pfeildiagramme und Mindmaps.
Mit Blick auf Abu Dhabis Saadiyat Island, wo mehrere spektakuläre…
