Was ist ein Bild?
Vielfältige technische Neuerungen wie die verbesserten Bildverarbeitungssysteme der Computer und die global verbreiteten, schnellen Fernsehbilder haben die Rezeption verändert und verlangen nach neuen philosophischen Erklärungen: »Was ist ein Bild?« Zwar gab es in Disziplinen wie der Kunstwissenschaft, Philosophie, Religionswissenschaften oder Medientheorie schon immer Bildtheorien, diese hatten jedoch oft den Fehler, zu exklusiv und eindimensional zu sein.
Der Herausgeber Gottfried Boehm, Professor für Kunstgeschichte in Basel, nimmt mit dieser Anthologie eine historische Bestandsaufnahme vor, die von Merleau-Pontys Phänomenologie und Lacans zugehöriger Interpretation, über Hans-Georg Gadamers Hermeneutik, Arthur C. Dantos analytischer Philosophie oder Meyer Shapiros medial orientierter Untersuchung bis zur aus der Ikonographie und Ikonologie entwickelten Ikonik Max Imdahls führt. Der einzige, der sich nicht vor der ‘französischen Krankheit’ scheut, Karlheinz Lüdeking, erörtert gar zaghaft Theoretiker wie Foucault, Barthes und Derrida.
Leider wird die Hauptenergie auf das alttestamentarische Bilderverbot und den Platonismus verwendet. Boehm akzentuiert, daß »das Bild als eine kulturelle Figuration« bewußt ausgegrenzt bleibt, weil dessen Protagonisten mit einer »postmodernen Perspektive« sich dem »fröhlichen Endzeitbewußtsein« hingeben. Anstatt aber diesem Popularisierten mittels diskursivem Gewicht wie Systematik, Analyse oder Mediengeschichte den nötigen Tiefgang zu verleihen, bestätigen die Texte, daß sie sich, wie schon der falsch suggestive Titel ahnen läßt, auf diese Art kaum den interessanten Problemen der spezifischen kulturellen Codes annähern. Die grundsätzliche Frage müßte lauten: Welche Bilder sind wem, zu welchem Zweck nützlich und wie werden sie erzeugt und benutzt?
Mit einfachen Fragen käme man zeitgenössischen Problemen auf die Spur: Warum switcht jemand durch die TV-Programme? Oder, warum erscheinen die Icons im…