Was heißt »Darstellen«?
Nachdem »Repräsentation« vor zehn Jahren den amerikanischen Kunstdiskurs umrissen hat und dazu 1984 von Brian Wallis die ultimative Anthologie »Art after Modernism: Rethinking Representation« herausgegeben wurde, erscheint endlich auch hier ein Buch zum Thema: “Was heißt »Darstellen«?”. Diese Veröffentlichung stellt, neben der Tendenz der Taschenbücher, die 30-DM-Hürde zu überschreiten, selbst eine Bestätigung der Theorie dar, nach der es einer 10jährigen Inkubationszeit bedarf, bis in den USA publizierte Ideen auch in Deutschland Aktualität erlangen.
Während die amerikanische Anthologie – typisch für die 80er Jahre – noch stark vom Glauben an postmodernistische Optionen gegen das herrschende konservative Klima getragen war und damals neue Fragestellungen anging, wird in “Was heißt »Darstellen«?” ein Feld bereitet, das alten Fragen in neuen Fragestellungen nachzugehen beabsichtigt, ohne ideologische Implikationen des Themas zu erwägen. Daß Darstellung nicht nur visuell wahrnehmbar ist, wird (spätestens seit Foucault) dann klar, wenn sie als eine Korrelation aller zu diesem Zeitpunkt aktuellen (sozialen, politischen, ökonomischen und medialen) Konventionen, die jeweils eine Darstellung und ihre Rezeption beeinflussen, definiert wird.
Der als Literaturwissenschaftler in Chicago tätige W.J.T. Mitchell weitet einleitend den historischen Blick auf die »Darstellung«: Seit Platon und Aristoteles werden die Künste als Nachahmung konstruiert. Während Repräsentation seit dem Altertum semiotisch als grundlegend für die Ästhetik erscheint, entwickelt sie sich in der politischen Theorie erst in der Neuzeit zu einem Begriff, “auf den sich die Repräsentationstheorien der Staatsgewalt, der legislativen Autorität und der Beziehungen zwischen Individuen und Staat gründen”. Entsprechend Mitchells Modell: “Die gesuchte Struktur läßt sich zum Beispiel durch ein Beziehungsdreieck auffassen: Repräsentation…