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Titel: Konstruktionen des Erinnerns · von Jorge Semprun · S. 114 - 116
Titel: Konstruktionen des Erinnerns , 1994

Jorge Semprun:
Was für ein schöner Sonntag

Er schlug den Kragen seines Kapuzenmantels hoch, der auf dem Rücken Spuren grüner Farbe trug, undeutliche Umrisse halb ausgewischter Buchstaben, ein K war vielleicht noch leserlich, B und U ließen sich erraten. Er stand vor dem Eingang des Blocks, von dem Vorsprung, den die doppelte Außentreppe bildete, die zum ersten Stock führt, vor den Schneewirbeln geschützt, während er den Kragen seines Kapuzenmantels hochschlug, das Sonntagsmorgen- grauen draußen betrachtete, diese von Scheinwerferstrahlen durchlöcherte Finsternis, und das wirre Geräusch hörte, durch das sich die Triller der Pfeifen bohrten, die die Kumpel zum ersten Morgenappell einberiefen.

Dann hat er ganz für sich allein mit lauter, deklamatorischer, verzweifelter, höhnischer Stimme – oder vielmehr einer Stimme, die sich selbst verhöhnte – ausgerufen, daß es ein schöner Sonntag sei, Kumpel!

Sicherlich hat eine Erinnerung an die schönen Sonntage von früher, die ihn überfiel, als er in den wirbelnden Schnee hinaustrat, ihn so schreien und in dieses verzweifelte Lachen ausbrechen lassen. Was für ein schöner Sonntag, Kumpel, an den Ufern der Marne! Sicherlich hat er der Schönheit jenes schönen Sonntags von einst an den Ufern der Marne nicht widerstehen können, die auf einmal in seine Erinnerung eindrang, während er das Schneetreiben auf dem Ettersberg betrachtete. Er hat vielleicht den unannehmbaren Aberwitz dieser Welt verspürt, in der es Sonntage an der Marne gibt – woanders, früher, fern, auf der anderen Seite, draußen – und dann diesen beharrlichen flockigen Schnee des Ettersberges. Er hat sicherlich gerufen, um sich für diesen Aberwitz zu rächen, um ihn wenigstens…

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