Was drumherum passiert
Die Nebenschauplätze der Venedig-Biennale 2022
von Laura Helena Wurth
Während der Kunst-Biennale ist Venedig immer besonders voll, aber auch besonders schön. Weil es nicht nur in den Giardini und im Arsenale – den Hauptausstellungsorten – Kunst zu entdecken gibt, sondern in der gesamten Stadt. Hinter jeder Ecke, jeder Brücke und jeder engen Gasse kann sich die nächste Präsentation verbergen. Auch die sogenannten Collateral Events machen die Stimmung in Venedig während dieser Zeit aus. Manche der Ausstellungen sind offiziell im Begleitprogramm der Biennale vermerkt, andere eröffnen einfach zur gleichen Zeit. Man kann sich in Venedig also einfach treiben lassen – Kunst wird einem garantiert begegnen. Doch genau wie bei jeder Großausstellung gibt es auch bei diesen Events gehörige Unterschiede. Manche Ausstellungen sind klug und fein durchdacht, während manche unersättliche Großgalerie die Biennale nutzt, um ihre Künstler vor drohendem Bedeutungsverlust zu retten. Hier eine Auswahl dessen, was anlässlich der 59. Venedig-Biennale noch so in der Stadt passiert.
Marlene Dumas, Open-End
Palazzo Grassi
An die 100 Bilder sind in dieser umfassenden Einzelausstellung, die erste, die der Palazzo Grassi einer Frau ganz allein widmet, zu sehen. Die südafrikanische Malerin hat selbst kuratiert. So eröffnet die Ausstellung mit einer ganz kleinen Malerei, die die Gesichter zweier Menschen, die sich im Kuss vermengen, zeigt. Man versteht nicht genau, wo das eine Gesicht anfängt und das andere aufhört. Das Bild fängt all die Zwischentöne und das Brutale, das in der Verbindung zweier Menschen wohnen kann, ein. Dumas hat keine Angst, auch die hässlichen Seiten der Menschen und des Lebens…