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Biennalen: documenta · von Georg Jappe · S. 54 - 56
Biennalen: documenta , 1974

GEORG JAPPE
Warum wird aus der documenta nichts ?

Aus dem Urlaub zurück, fand ich sieben Benachrichtigungsscheine der Post vor, ging hin und wurde vom Beamten angegrinst: ‘Alle weg. Alle nach sieben Tagen als unzustellbar zurück. Wie können wir ahnen, daß Sie ausgerechnet in den Schulferien Urlaub machen.’ Als ich maulte von wegen Bürokratismus und Dienstleistungen, sah er verträumt durch mich hindurch: ‘Wir als Postbeamte haben auch ein Anrecht auf Nostalgie. Die Boten früher, die durften Schicksal spielen – wir, was dürfen wir? Zustellen. Denken Sie nur an Romeo und Julia, das wäre nie Weltliteratur geworden ohne verkehrte Nachrichtenübermittlung! Damals war Post noch etwas Menschliches. Aber’, kramte er in einem Sonderfach, ‘warten Sie, vielleicht finde ich doch noch was’, und händigte mir ein Päckchen aus. Da war ein Tonband drin. Erst als ich es abgehört hatte, kamen mir Zweifel, ob das wohl für mich bestimmt war, holte den Umschlag aus dem Papierkorb und mußte feststellen, ich war verwechselt worden – mit einem bekannten Kölner Kunsthändler. Die meisten Stimmen auf dem Tonband waren leicht zu identifizieren. Irrtum vorbehalten. Da die Öffentlichkeit nun bald schon ein Jahr sich fragt, warum in Sachen documenta Lenin parodiert wird (ein Schritt vor, drei zurück), hier der Ausschnitt einer offenbar sehr langen Sitzung im Wortlaut.

Rolf Lucas: Also meine Dame und meine Herren, wer hat nun wieder die Meldung von unserem Geheimtreffen in die Presse gesetzt?

Durcheinander: Ich nicht. Unerhört. Ich auch nicht. Na, ich vielleicht?

Wieland Schmied: Zumal mein Name darin erwähnt ist. Sie wissen, die Kestner-Gesellschaft, die Nationalgalerie,…


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