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Magazin: Museen & Institutionen · S. 410 - 410
Magazin: Museen & Institutionen , 1990

Warum nicht?

EIN KUNSTHÄNDLER ALS MUSEUMSDIREKTOR

EIN KOMMENTAR VON KARLHEINZ SCHMID

Vorab: Zunehmende Preise auf dem Kunstmarkt und die eingefrorenen oder gar fallenden Ankaufsetats der Museen haben die Wissenschaft längst in die Arme des Handels getrieben. Mittlerweile wundern wir uns nicht mehr, wenn einige Abteilungen in den Museen an Galerien erinnern, wo nur noch die Preisschilder fehlen. Oft genug wird schon, per Courtesy-Hinweis neben den Bildern, beharrlich Werbung gemacht: das öffentliche Haus als Schau- und Verkaufsraum des privaten Leihgebers.

Die Zeit unbekümmerter Arbeit im Museum ist vorbei. Die Kunsthistoriker müssen ihren Auftrag neu definieren. Wer heute forschen, ordnen und bewahren will, riskiert es, sich der Lächerlichkeit preiszugeben. Was den modernen Museumsmann oder die emanzipierte Museumsfrau auszeichnet, ist Spürsinn für das wirtschaftlich Machbare, also Sponsoren-Forschung. Denn mit 80.000 oder 100. 000 Mark städtischer oder staatlicher Ankaufsmittel gibt’s derzeit allenfalls ein Fünftel Richter oder ein Achtel Kiefer oder einen ganzen Immendorff.

So ist es unvermeidlich, daß sich die Kunsthistoriker aufs gesellschaftliche Parkett wagen, daß sie borgern und schmalenbachen. Doch derlei Fähigkeit, ohnehin nicht Bestandteil kunsthistorischer Ausbildung, ist keinesfalls jedermanns Sache. Zwangsläufig entwickelt sich der Wunsch, künftig dort, wo bislang der Wissenschaftler sitzt, einen Manager zu plazieren. Denn was nützt das ganze Forscherpotential, wenn’s nichts zu forschen gibt, weil die Objekte fehlen, weil der Staat nicht kapiert, daß er Verantwortung auch kunstgeschichtlicher Art zu übernehmen hat? Aller Freude über die Leihgaben-Schwemme am Neuen Museum Weserburg in Bremen zum Trotz – die Gefahr, bald auch in Berlin und Stuttgart akut, zeichnet sich deutlich ab: Wo nämlich privates Leihgebertum vorübergehend…

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