“Warum gibt es nicht mehr diese großen Schicksale?”
HEINZ-NORBERT JOCKS SPRACH MIT EDUARD BEAUCAMP, KUNSTKRITKER UND FEUILLETONREDAKTEUR DER “FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG”
Eduard Beaucamp, geboren 1937, studierte Germanistik, Kunstgeschichte und Philosophie in Freiburg, München und Bonn. Seit 1966 ist er Kunstkritiker und Feuilletonredakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Er gilt als einsamer Apologet der Leipziger Schule und als subtiler Interpret heutiger Kunst auch mit Blick für die Alten Meister. Über seinen Weg zur Kunst, seine Vorliebe für Beuys und Picasso, über den Verlust der Kunst in der Milliardengesellschaft, den Künstler als verlorenen Einzelkämpfer und Amerikanismus sprach mit ihm Heinz-Norbert Jocks in seinem FAZ-Büro.
H.-N.J.: Wie kamen Sie zur Kunst?
E.B.: Durch Liebe, Lust und Leidenschaft. Natürlich habe ich auch Kunstgeschichte studiert, aber der Weg verlief an sich mehr impressiv. Schon durch den Kunstunterricht in der Schule bekam ich ein Gefühl dafür. In den 50ern war die zeitgenössische Kunst auf dem Vormarsch. Nun waren wir längst nicht in der glücklichen Lage wie Sie heute, wo man relativ billig nach New York jetten kann. Zu meiner Zeit war Paris schon eine Weltreise. Von Freiburg aus, wo ich studierte, fuhr ich zuerst nach Basel, wo im Kunstmuseum die besten Beispiele klassischer Moderne hingen. Mein Horizont weitete sich dort vor Werkblöcken von Léger, Chagall, Picasso oder Braque.
Was bedeutete Ihnen die Kunst zu der Zeit?
Die Entdeckung der klassischen Moderne, vor allem Picassos unvergeßliche Ausstellung 1955 in Köln, waren ein Abenteuer.
Faszinierten Sie über die Radikalisierung des Formalen hinaus auch Picassos Inhalte?
Bei der Debatte über die Picasso-Ausstellung mit Gemälden wie Guernica von 1937…