Heinz Thiel
Wann rechnet sich Kunst?
GEDANKEN ÜBER DIE VERBINDUNG VON KUNST UND KOMMERZ
Der Sport- und Kulturdezernent der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover, Karl-Ernst Bungenstab, hat im Februar vergangenen Jahres auf eine Anfrage im Rat hin bedauert, daß “die Bereitschaft der hannoverschen Wirtschaft, über Sponsorenverträge Veranstaltungen zu finanzieren, leider sehr gering” ist. Medienwirksame sportliche Großveranstaltungen benötigen nach den Worten des zuständigen Dezernenten eine ausreichende finanzielle Basis. – Viel Widerspruch wird sich gegen diese Einschätzung wohl nicht erheben, denn die Verbindung von Werbung und Sport ist nicht nur offensichtlich, sondern sie wird auch allgemein akzeptiert. Die Erkenntnisse des Sportdezernenten scheinen dem Kulturdezernenten allerdings weder geläufig noch selbstverständlich zu sein. Das ist verwunderlich, denn immerhin sind in der Landeshauptstadt diese zwei Ämter in Personalunion. Über die mangelnde Bereitschaft der hannoverschen Wirtschaft, über Sponsorenverträge künstlerische Veranstaltungen zu ermöglichen, hat der Sport- und Kulturdezernent noch nicht in gleicher Weise öffentlich nachgedacht.
Eine Erinnerung an dieses Versäumnis zu einer Zeit zu formulieren, in der gerade mit der Nord LB ein Unternehmen eine bemerkenswerte Ausstellung als Sponsor nach Hannover geholt hat, ist natürlich nicht besonders geschickt. Aber so wie eine Schwalbe noch keinen Sommer macht, macht ein Sponsor noch kein lebendiges und ausstrahlendes Kunstleben.
Und ohne Sponsor gibt es kein Kunstleben in Hannover oder sonstwo, das attraktiv ist und andere neidisch macht? Offensichtlich nicht.
Der Ruf nach dem Sponsor geschieht aus einer Situation der kulturellen Versteppung heraus. Wer im Garten Eden lebt, bemüht sich nicht um noch mehr. Wer alles hat, leidet keinen Mangel.
Für die zeitgenössische bildende Kunst ist aber der Mangel…