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Titel: Dialog und Infiltration · von Jürgen Raap · S. 96 - 103
Titel: Dialog und Infiltration , 1999

JÜRGEN RAAP
Wandel des Naturbegriffs

»POST NATURAM – NACH DER NATUR«
GEOLOGISCH-PALÄONTOLOGISCHES MUSEUM DER WESTFÄLISCHEN WILHELMS-UNIVERSITÄT MÜNSTER

STÄDT. AUSSTELLUNGSHALLE AM HAWERKAMP, 29.3.- 10.5.1998
HESSISCHES LANDESMUSEUM DARMSTADT, 14.6. – 10.5.1998

Nach der Natur” arbeiteten die europäischen Künstler jahrhundertelang, wenn sie ihre Feldstaffeleien im Freien aufbauten oder im Atelier lebende Modelle vor sich hatten bzw. für ein Stilleben Gegenstände aus der Alltagswelt arrangierten. Zwischen den künstlerischen Bemühungen um realistisch-naturalistischen Verismus und dem Drang der Wissenschaftler nach präziser und objektiver Verifikation gab es schon recht früh Schnittstellen: bereits Rembrandt hielt Anatomie-Vorlesungen im Bild fest, und bis zur Etablierung der Fotografie gehörten zum Gefolge wissenschaftlicher Expeditionen Zeichner und Kartografen, denen man zugestand, ihre Blätter auch künstlerisch auszuschmücken. Bis weit in die sechziger Jahre waren im Biologie- und Geografieunterricht Schulbücher mit vorwiegend gemalten oder gezeichneten Abbildungen üblich, in denen ein Naturalismus fortlebte, der in der Kunst selbst längst obsolet geworden war.

Wenn heutzutage Künstler wie Mark Francis medizinische Aufnahmen von Zellen und Bakterien als Vorlage für die Malerei nehmen, liegt darin eine völlig andere Art von Naturalismus, der nicht erst durch das “Blow Up” ins Großformat verfremdet wird: bereits die mikroskopische Vergrößerung im Labor stellt eine Bildveränderung dar, in der Natur a n d e r s erscheint als mit bloßem Auge (sofern das Natur-Reale überhaupt ohne “Sehhilfe” zunehmen ist), aber nicht anders ist.

Gudrun Bott und Magdalena Broska kuratierten eine Ausstellung, deren Titel “post naturam – nach der Natur” mehrdeutig ist. Er rekurriert nämlich auf ein höchst vielschichtiges Geflecht zwischen natürlicher Schöpfung im Sinne von GENESIS und künstlerischer Erschaffung…




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