MICHAEL STOEBER
Walter Niedermayr
Kunstverein Hannover, 10.5. – 22.6.2003
Museum der bildenden Künste Leipzig, 3.7. – 28.9.2003
Die Epitheta, die sich mit Person und Werk des Künstlers verbinden, sind vielfältig und unterschiedlich. Für den einen ist er ein “Pionier der Berge” (Francesco Bonami), für den anderen ein Lichtbildner “ziviler Operationen” (Franz Xaver Baier). Dann wieder heißt es von dem Südtiroler Fotografen, er zeige sich in seinem Werk als “verhaltener Melancholiker” (Stephan Berg) oder in Anlehnung an Lévi-Strauss er sei ein “Archäologe des Raums” (Marion Piffer Damiani und Gerald Matt). Der Rezensent des Spiegels nannte Niedermayr “einen Meister der Überbelichtung und der koloristischen Nachbearbeitung”, obwohl der Künstler die für sein Werk typische Helle und Farbigkeit durch Unterbelichtung des zu entwickelnden Negativs erzielt und mit digitalen Manipulationen wie Photoshop und ähnlichen Tricks nach eigenem Eingeständnis überhaupt nichts am Hut hat. Bei so vielen Kategorisierungsversuchen wollen auch wir nicht zurückstehen und dem Künstler das epitheton ornans eines “Piranesi der Kamera” verleihen.
Niedermayrs Werk wird gegenwärtig in einer großen, sehr sehenswerten Übersichtsausstellung gezeigt, die, in Wien startend, Hannover erreicht hat und nun in Leipzig zu sehen ist, um später nach Stuttgart und Bozen zu reisen. Im Zentrum der Schau stehen Fotobilder der heimatlichen Dolomiten und anderer mächtiger Berge. Mit ihnen ist Niedermayr bekannt geworden. In blendendem Licht liegen sie vor unseren Augen, das Weiß des Schnees so strahlend, dass die gewaltigen Massive wie entkörperlicht wirken und die Skifahrer und Bergwanderer wie ausgeschnitten. Statt Raum Fläche, statt Naturalismus Künstlichkeit. Ein wunderbares Diptychon (“Folgefonna I”) aus dem letzten Jahr sieht…