Martin Blättner
Walter Libuda
»Die Sorgen der Lerchen«
Institut für moderne Kunst Nürnberg, 16.9. – 18.11.1994
Die beiden schwarz bemalten Zwillings-Objekte in der Form eines Bootes sind an der Wand installiert. Sie enthalten Schallplatten und andere kunstvoll montierte Materialien: Das also sind “Die Sorgen der Lerchen” – so der poetisch anmutende Titel. Daß sich ein zeitgenössischer Künstler um die akustischen Empfindlichkeiten von Singvögeln mehr kümmert als um sein strategisches Konzept, muß ebenso verunsichern wie die Werke selbst, die offensichtlich einer eher absichtslosen Improvisation entspringen. Freilich wissen wir nicht, ob die Lerchen-Schallplatten-Metapher auf gesellschafts-politische Debatten wie etwa den ökologischen Umbau reagiert, oder ob er etwas ganz anderes meint. Walter Libuda versteht sich als künstlerisches Medium. Der ehemalige Meisterschüler von Bernhard Heisig aus Leipzig (jetzt in Berlin tätig) hat sich ein reichlich verschlüsseltes Vokabular angeeignet, das zu Interpretations-Möglichkeiten verleitet, die sich hin und wieder als intellektuelle Fallen erweisen. Und tatsächlich hängen da fünf weiter so bezeichnete “Römische Fallen” an der nächsten Ausstellungs-Wand, was wiederum Verwirrung stiftet, denn diese farbigen Objekte aus Verpackungs-Kartons lauern mit Gummi-Bändern und ausgeklügelten Verschiebe- und Schnapp-Mechanismen geradezu auf die Fehlleistung des Betrachters. Verfänglich ist das schon, was da in der eher harmlosen Gestalt einer H-Initiale oder eines Musik-Instrumentes oder offensichtlicher: an eine Tierfalle erinnernd, so listig aufwartet. Es läßt aufhorchen, daß Libuda die Idee a priori als Einschränkung und als “etwas Belastendes, Festlegendes” erkannt hat, womit er wohl sagen will, daß sich die bildnerische Phantasie erst beim Tun selbst entfalten soll. All das ist freilich nichts grundsätzlich Neues- allenfalls hätten…