Stephan Schmidt – Wulffen
Walter Dahn:
Ritualisierung des Alltäglichen
Walter Dahn: Fotografische Arbeiten im Rheinischen Landesmuseum Bonn, 15. 8. -22. 9. 1985
Er kam selbst, obwohl Klaus Honnef ihn noch kurz zuvor als scheuesten Künstler der Szene entschuldigt hatte. Aber das wollte sich Walter Dahn doch nicht nehmen lassen: Das leicht desorientierte Erstaunen der Kritiker, die dem Wandel des einst »wilden« Malers mal wieder nur mühsam nachkamen. Denn was Walter Dahn in seiner ersten musealen Einzelausstellung im Rheinischen Landesmuseum von Bonn zeigte, war nach seinen eigenen Worten »alles ganz glatt, ganz cool präsentiert, wie es sich gehört«.
Man muß erst gar nicht von dem Lächeln schreiben, das solche Sätze begleitete, um ihnen die Ironie anzumerken. Sie färbt auch diese Ausstellung von Fotoarbeiten. Eigentlich geplant war für Bonn ein Rückblick auf Dahns bisherige Malerei (das Wort »Retrospektive« wird, seit die so Geehrten meist die Vierziger noch nicht erreicht haben, gern vermieden). Aber Dahn scheute diese Form musealer Weihen und liefert den Blick zurück lieber häppchenweise. »Jetzt mache ich erstmal das, womit die Entwicklung angefangen hat«. Und das war zweifellos die Fotografie.
Schon als Beuys-Eleve anno 72 konnte man den Düsseldorfer Kunststudenten häufig mit dem Fotoapparat vor dem Bauch antreffen. Abgelichtet wurden Freunde, assoziationsträchtige Gegenstände und auch Fernsehbilder. Sigmar Polkes Arbeit stand Modell. Seine Fotografierwut, die Benutzung von Bildern der Massenmedien war nicht nur gesellschaftskritisch gemeint, sondern propagierte auch ein Medium, das leichter lesbar war und die Kunstkommunikation deshalb über den Kreis der Eingeweihten hinaus tragen sollte.
Dahns Schnappschüsse dienten häufig auch als Ideenreservoire für die Malerei. Lange…