Stephan Berg
Walter Dahn
MUSEUM FÜR GEGENWARTSKUNST
BASEL 9.12.89-26.2.90
Die Festlegung auf eine kontinuierlich durchgehaltene Stillage hat Walter Dahn stets gescheut. Seit seinen künstlerischen Anfängen im Jahre 1972 unterwirft der 35jährige Beuys-Schüler seine Ausdrucksformen einem ständigen, beinahe chamäleonhaften Wandel. Den großen Durchbruch schaffte Dahn Anfang der 80er Jahre als Mitglied der “Mülheimer Freiheit”. Selbst aus der heutigen kritischen Distanz zu dem oft oberflächlichen Pathos der Körperlichkeit, dem diese neoexpressive Malrichtung huldigte, muß man einige von Dahns Bildern aus dieser Zeit zu den zentralen Merkbildern dieser Bewegung rechnen. In der Folgezeit verliert Dahns Werk allerdings viel von seinem frühen Reiz. Der Gestus der ironischen Paradoxie, der karikaturhaften Zuspitzung, mit der er jetzt sich und seine Arbeit einer künstlerischen Festlegung entziehen will, wirkt oft nur noch wie eine hilflose Verdoppelung des postmodernen “Anything Goes”. Auch die ab 1984/85 einsetzende Wende zu archaisierender Zeichenkomposition auf meditativ monochromem Grund kann über die zentrale Problematik dieses bunten Kunst-Straußes nicht hinwegtäuschen: Hier paraphrasiert einer nur den Verlust der universalen Sinngebungssysteme, der die Moderne insgesamt kennzeichnet, anstatt künstlerische Konsequenzen daraus zu ziehen. Dahns Malerei liebt das Ungefähre: Sie kultiviert die leichtgewichtige “All is pretty”-Attitude, die nur an die Macht der Oberfläche glaubt, ebenso wie die Idee eines mythischen Zusammenhangs der Welt, ohne sich dabei je wirklich für eine der beiden Haltungen zu entscheiden.
Das ist bei seinen Photoarbeiten nicht anders. Seit 15 Jahren arbeitet Dahn schon parallel zur Malerei in diesem Medium. Im Basler Museum für Gegenwartskunst, das 1986 bereits Zeichnungen Dahns zeigte, sind jetzt 36 Photos aus den Jahren 1983-89…