Walter Dahn
In einem Text “Für Walter Dahn” läßt Patrick Frey angesichts des Bildes ,,Nach(t)krieg” (1982) die adjektivistische Begriffsbezeichnung “romantisch” fallen. An dieser Stelle wendet er sich gegen eine Interpretation des Gemäldes als bildnerische Metapher eines existenzialistisch gefärbten Lebensgefühls, die ich anläßlich der Ausstellung “Zeitgeist” (Kunstforum, Bd. 56, p. 34) versucht habe. Das Bild zeigt eine jäh aus dem dunklen Hintergrund vorschnellende Faust mit einer brennenden Kerze, wobei die Größenverhältnisse, um die demonstrative Wucht der vorgetragenen Geste zu unterstreichen, derart vom Maler ins Groteske verzerrt worden sind, daß nicht die Faust wie eine Extremität eines Menschen wirkt, sondern umgekehrt der dazugehörige Mensch an ihr wie ein mehr oder minder lästiges Anhängsel baumelt. Ich hatte seinerzeit, sicherlich auch beeinflußt vom Genius loci des Gropius-Gebäudes in Berlin, das Bild in vertrauter Sehweise betrachtet und dementsprechend formal dechiffriert. Wie die Faust an mir, so bin ich augenscheinlich an den Zielvorstellungen des Künstlers vorbeigeschossen. Und Patrick Frey soll mit dem kompletten Zitat rechtgegeben werden: “Bei aller Verlorenheit und Gewalt dieses Lichtweisers im ‘Nach(t)krieg’ kann ich nicht an einen Ausdruck der ‘Geworfenen’ denken, wie ich es kürzlich in einer Rezension gelesen habe. Der existenzialistische Begriff hat einen falschen Klang, hier und jetzt. Im ‘Nach(t)krieg’ ist doch eine sehr starke, eine sehr autonome Haltung zu sehen, eine Gehaltenheit (?-K.H.) wo nichts festes ist, ja ein stolzes klares Gefühl des Trotzes. Die Widerborstigkeit der frühen Jugend. Die heiße Ungeduld. Warum also nicht: romantisch. Es ist immerhin eine deutsche Befindlichkeit, zutiefst. Doch möchte ich ‘romantisch’ hier schwärmerisch verstehen, nicht…