Walter Dahn
Was der ausgepichte Fotoprofi für – milde ausgedrückt – vollends mißglückt hält, das scheint Walter Dann in seinen fotografischen Arbeiten zu erstreben. Doch ein negatives Urteil hinsichtlich der technischen Qualität seiner Aufnahmen ist zumindest voreilig. Wir brauchen seine Fotografien nur mit denen zu vergleichen, die jeder normale Fotoamateur tagtäglich aus den Entwicklungsanstalten zurückerhält. Dahns Arbeiten sind nur scheinbar kunstlos. In Wirklichkeit verdanken sie sich intensiven ästhetischen Experimentierens und ausgesprochen künstlerischen Kalküls. Das artistische Raffinement, mit dem Walter Dahn zu Werke geht, fällt uns erst bei genauerem Hinsehen auf. Zwar – es verstört zunächst die vermeintliche Fehlerhaftigkeit. Von Flecken sind die Bilder übersät, unscharf die Motive widergegeben, die Formate häufig unregelmäßig, ausgerissen, und die Atmosphäre der Aufnahmen ist mitunter wolkig, verschwommen, mit einem Wort: diffus. Aber – Dahns Bilder widersetzen sich bewußt den Vorschriften der herrschenden Fotoästhetik, ihrer durch und durch konsumorientierten Sicht. Ebenso haben sich seine Gemälde ästhetischen Kategorien der Malerei stets widersetzt. Dabei ist sein Vorgehen entsprechend subversiv; Dahn unterminiert, worauf unser festgefügtes, vom fotografischen Sehen geprägtes Weltbild gründet. Alles in seinen Aufnahmen weist auf den Umstand des Gemachten hin. Deshalb stammen ihre Motive auch häufig von bereits gemachten Bildern. Der Künstler unterwirft die Bilder aus der Maschine im Labor oder danach den unterschiedlichsten Prozeduren, wir können auch von Torturen sprechen. Er schöpft die Möglichkeiten der fotografischen Technik konsequent aus: Mehrfach-Belichtungen, Eingriffe in den Entwicklungsprozeß, diverse Abzugsverfahren, fotografische Reproduktion des fotografischen oder gemalten Abbildes. Das Abbild ist stets als Abbild erkennbar. Die Manipulation als Manipulation. Dahn zerreißt sozusagen…