Aktuelle Kolumne
Walhalla statt Kunsthalle
Die Wende baut ihr Zentrum
von Lothar Romain
Da sage niemand, daß er an solche Gründlichkeit der Wende nicht geglaubt habe. Es scheint mit dem deutschen Wesen zusammenzuhängen, daß man sich immer wieder mit alten Sprichwörtern tröstet: “Es wird nichts so heiß gegessen…” Erst wenn man sich die Zunge verbrannt hat, beginnt das Erstaunen. Das habe man schließlich nicht wissen können.
Seit dem die Bundesregierung in ihrem Amt bestätigt wurde, kann in Bonn endlich auf breiter Front aufgeräumt werden mit Vorstellungen und Konzepten aus den ungeliebten sozialliberalen Jahren. Der Bundesminister setzte z.B. mit seinem Bannspruch auf den Achternbusch-Film erste Signale – und das ganz ungeniert zu einer Zeit, als die stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Helga Wex, noch auf Arbeitstreffen bemüht war, ein neues kulturelles Engagement zu annoncieren. Da wollten einem die Christdemokraten schon wieder leidtun, daß sie von ihren christsozialen Kompagnons in die falsche Ecke gedrängt würden.
Doch so falsch scheint die Ecke, zumindest was die Regierung betrifft, gar nicht zu sein. Die Vorstellung von Kultur verbindet sich in Bonn meist mit einer Inflation von Sympathiebeteuerungen, während an anderen Problemen tatsächlich Hand angelegt wird. Noch im Januar 1983, also vor der entscheidenden Wahl, hatte der Bundeskanzler der Arbeitsgemeinschaft ,,Mehr Kunst für Bonn” Wohlwollen und Tatkraft bekundet. Bonn, so der Kanzler damals, fehle ein geistig-kulturelles Zentrum, in welchem unsere Geschichte und unsere lebendige Kultur einen Ort der Darstellungen finden könnten. “Daher werde ich auf Ihren Plan, in Bonn ein kulturelles Zentrum zu errichten, das sowohl dem partnerschaftlichen Austausch mit ausländischen…