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Titel: 60. Venedig Biennale - Biennale Gespräche · von Sabine B. Vogel · S. 305 - 306
Titel: 60. Venedig Biennale - Biennale Gespräche ,

60. Venedig Biennale: Gespräche
Wael Shawky

Geschichte eine Stimme geben

Sabine B. Vogel: Warum haben Sie die Urabi-Revolution als Thema Ihrer neuesten Filmproduktion für den Ägyptischen Pavillon gewählt?

Wael Shawky: Ich wähle gerne Themen, die von Gesellschaften handeln, die von einem zu einem anderen System wechseln. 1882 ist ein signifikantes Jahr für Ägypten, weil die Armee gegen den mit den Briten alliierten Herrscher putschte. 1882 begann die 70-jährige britische Besatzung Ägyptens. Mein Film ist zugleich eine Analyse unserer aktuellen politischen Situation – ich glaube, dass gerade eine Ära zu Ende geht.

Urabi gilt in Ägypten als Held – wie ist Ihre Perspektive auf die historische Figur in dem Film?

Ich denke, dass ein Aspekt des Films darin besteht, Urabi nicht als Helden zu zeigen. Es geht um eine Analyse der Geschichte. Eine der wichtigsten Zeitungen Ägyptens ist Al Ahram. 1882 feierte Al Ahram die Verhaftung Urabis und nannte ihn sogar einen Verräter. Wenn Sie heute dieselbe Zeitung lesen, ist Urabi ein Held. Es hängt alles davon ab, wer Geschichte schreibt. Ich denke, der Film spricht über Macht – wer in der Lage ist, eine Gruppe oder Person als Terroristen oder als Widerstandsgruppe oder als Helden zu identifizieren. Auch der Titel Drama 1882 soll die Idee betonen, dass es in diesem Punkt nicht wirklich 100 % sicher ist, ob er ein Held ist oder nicht. Ein Teil des Ganzen ist im Grunde menschliche Schöpfung und natürlich ist dies Teil der Geschichte. Das ist meine Sicht auf die Persönlichkeit von Urabi. Und Khedive…


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