Wachstumsmaschine Kultur
Volker Kirchberg/Albrecht Göschel (Hg.) ‘Kultur in der Stadt’
“Wir wollen, daß die neue Hauptstadt eine Metropole wird. Und der Unterschied zwischen einer Hauptstadt und einer Metropole ist Kultur”, erklärte Rolf Breuer, Chef der Deutschen Bank, bei der Eröffnung des Kunsthallen-Joint-Ventures Deutsche Guggenheim Berlin im November 1997. Das der New York Times entnommene Zitat findet sich bei Sharon Zukin, abgedruckt im Sammelband ,Kultur in der Stadt’ und herausgegeben von den beiden Stadtsoziologen bzw. Kulturwissenschaftlern Volker Kirchberg und Albrecht Göschel. Eine “globale Ökonomie der Symbole” (Zukin) rüstet sich im Welttlauf um den Hauptsitz der “Weltkulturhauptstadt”, wie der New Yorker Bürgermeister sein Regierungsterrain schon einmal reklamierte. Da geraten kleinere Städte rasch aus dem Rennen. Denn obgleich sich Cleveland/Ohio vom eingeflogenen Stararchitekten I.M. Pei eine ,Rock and Roll Hall of Fame’ hat bauen lassen, wird die alljährliche Aufnahme in diese Ruhmeshalle nicht dort, sondern ausnahmslos in New York City zelebriert.
Die “Kulturen der Stadt” sind für die New Yorker Stadtforscherin Sharon Zukin “einzigartiger Ausdruck ihrer Ökonomie der Symbole”, welche sich in Architektur, Machtrepräsentation und gesellschaftlichen ,Visionen’ niederschlage. Mit “SoHo-Effekt” und “Loft Living” kennzeichnet sie städtische Strategie, gut ausgebildete und/oder wohlhabende Bevölkerungsschichten in der Nähre der zentralen Business- und Einkaufsviertel anzusiedeln. Zukin verweist hier auch auf die Berliner Projekte ,Hackeschen Höfe’ in Mitte oder die ,Kulturbrauerei’ im Prenzlauer Berg mit ihrem Branchenmix aus Kunsthandwerk und -handel, Buchläden, Kinos und Restaurants, welche als post-industrielle Umbauten die “materielle Gegebenheit” für “ein urbanes Gemisch aus politischem Widerstand, Künstlertum und Halbwelt” abgeben und so zur Vermarktung städtischen Raums beitragen. Die…