Valeska Peschke
Vulkane in Berlin
VALESKA PESCHKE (*1966 in Neustadt, lebt in Berlin): Als “Vulkanforscherin” geht Valeska Peschke auf Baustellen, um sich mit geologischer Akribie an das Objekt ihrer Begierde anzunähern. Sie ist fasziniert von der Dynamik und von der Energie, welche die Dinge und die Gedanken in Bewegung halten. Dafür benutzt sie das Vokabular der Vulkanologie und die Verschiebung der Vulkanmetapher nach Berlin. “Ich habe”, schreibt Peschke, “am Potsdamer Platz und am Gleisdreieck den gigantischen Materialstrom aus der Stadt hinaus beobachtet und über einen längeren Zeitraum hinweg den Verlauf von Höhenringen von Vulkanen mit schwarzer und roter Farbe auf die Erdformationen aufgetragen.”
Als Reiseführerin geht die Künstler-Forscherin mit Interessierten auf die Großbaustelle, läßt Gesteinsproben sammeln, teilt Kameras zur Dokumentation aus und bringt Aufkleber auf Bauschildern an, um vor Vulkangefahr zu warnen. Bei den “Stadtführungen zu den Vulkanen in Berlin” werden Nicht-Ort zu Reisezielen umfunktioniert. Mit Hilfe eines Pyrotechnikers gibt es Vulkanausbrüche zu sehen. “Wobei”, wie die Künstlerin im Gespräch zu bedenken gibt, “Reisender und Modell sich ständig ändern können.” Beim Aufzeigen der Erdgeschichte meint die Vulkanforscherin: “Ohne Vulkane kein Leben.”
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Beatrice Stammer: Der Katalog zu deinem Projekt “Vulkane in Berlin” trägt im Untertitel die Zeile “Ein Reisebuch”. Hier fallen mir zwei Dimensionen ein: die Zeit und das Erinnern. Ich denke an Goethes italienische Reise und Alexander von Humboldts Vulkan-Expeditionen. Humboldt ging es ähnlich wie Goethe um Anschauung, vornehmlich um das Gewordene, nämlich Natur, Landschaft und menschliche Lebensgemeinschaft auf der Grundlage gesammelter Fakten sichtbar zu machen. Warum hast du diesen Titel gewählt?
Valeska…