Von Zürich nach Schaffhausen
Interview mit Urs Raussmüller
Zürich tut sich zuweilen schwer mit Kultur. Spätestens seit den handgreiflichen Auseinandersetzungen um das Autonome Jugendzentrum ist das auch über die engen Schweizer Landesgrenzen hinaus bekannt geworden – zu den ersten aufsehenerregenden Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei kam es bei einer Kundgebung gegen den Umbau des Zürcher Opernhauses mit einem Millionenkredit. Nur wenige Schritte vom Ort, wo bis zu seiner Schleifung vor einem Jahr das AJZ stand, wurde während fast drei Jahren ein anderer autonomer Raum gepflegt, für den in Zürich ebenfalls kein Platz sein sollte: im Frühjahr 1981 mußte die Halle für Internationale Kunst einem Neubau der Stadt weichen. Zwei Jahre nach der Schließung des InK wartet sein Gründer und Leiter, der Maler und Bildhauer Urs Raussmüller, mit einem neuen Projekt auf. Weil Zürich kein Interesse an seinem Engagement für die Kunst bekundet hat, realisiert er es in der Rheinfall-Stadt Schaffhausen. Voraussichtlich im Juni wird in einer ehemaligen Kammgarnfabrik sein neues Museum für Gegenwartskunst eröffnet. Das Gebäude stellt die Stadt Schaffhausen unentgeltlich zur Verfügung, der wichtigste Leihgeber wird die vielgerühmte Sammlung Crex sein. Für Kunstforum erläuterte Urs Raussmüller sein Projekt in einem Gespräch mit Edi Goetschel.
Wird man in Zukunft in die Provinz fahren müssen, wenn man interessante zeitgenössische Kunst sehen will?
Kunst findet dort statt, wo man sie sehen kann. Wenn wir den Begriff Provinz brauchen wollen, ist die Frage zu stellen, in welchem Zusammenhang wir ihn brauchen wollen. Was die Gegenwartskunst betrifft, ist sicher Zürich die Provinz und Schaffhausen vielleicht bald nicht…