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Magazin: Publikationen · von Stefan Römer · S. 484 - 484
Magazin: Publikationen , 1996

Von Sammlern und ihren Obsessionen

Psychologische Perspektiven von Werner Muensterberger

Was veranlaßt ein Kind, bestimmte Spielzeuge oder gefundene Objekte zu sammeln? Bestehen vergleichenswerte Motivationen bei Kunst- oder Büchersammlern? Gibt es, historisch oder ethnologisch betrachtet, differierende Motivationen, Sammlungen anzulegen? Der Psychoanalytiker Werner Muensterberger, früher Professor für Psychiatrie an der State University of New York, verfolgt mit ähnlichen Fragen die libidinösen Besetzungen von engagierten Sammlern in seinem Buch “Sammeln. Eine unbändige Leidenschaft”. Er erklärt seinen psychoanalytischen Ansatz nachhaltig beeinflußt von Danald W. Winnicotts Aufsatz über die Phänomene, die dieser als Übergangsobjekte und Übergangsphänomene bezeichnete (1953).

Muensterberger beschreibt innerhalb seines Buches einen historischen Bogen: Zunächst erläutert er beobachtete Phänomene des Sammelns, um diese auf psychoanalytische Grundgedanken wie die Beeinflussung des Kindes durch Verlustgefühle und Krankheiten sowie deren spätere Folgen zu beziehen; dabei geht er von dem kindlichen Verhältnis zum Spielzeug aus, um unmittelbar daraus Schlüsse auf rituelle Knochensammlungen bei den Melanesiern zu ziehen; daran schließen sich drei Biographien über den Bücher- und Dokumentensammler Sir Thomas Phillipps, den Schmuckgegenstände und Luxusgüter sammelnden Honoré de Balzac und einen anonymen Patienten des Autors an; ein historischer Exkurs in die Renaissance wird schließlich durch eine Zusammenfassung über Wunscherfüllung abgerundet.

Bei aller akribischen Darstellung, vor allem der Verflechtung der skizzierten Sammler in persönliche Konflikte, fällt doch ziemlich schnell ein wiederkehrendes Argumentationsmuster auf: Den Beobachtungen von Menschen aus seinem persönlichen Umfeld folgt meist ein Verweis auf Beobachtungen Freuds, dem sich assoziative Gedankenketten anschließen; hierauf führt er psychoanalytische Begriffe ein, die an einem Beispiel aus der eigenen Praxis veranschaulicht werden. Die eigene Motivation der…

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