Von Paulus zum Saulus
Zur Arbeit Mondo Cane von Gerhard Merz
von Bazon Brock
“Der Maler und der Dichter sind nach Ansicht ihrer Zeitgenossen zunächst immer bloß die, die das nicht können, was die Mal- und Schriftsteller können. Darum halten sich doch sogar viele Schriftsteller für Dichter und viele Malsteller für Maler. Der Unterschied stellt sich gewöhnlich erst heraus, wenn es zu spät ist; denn dann ist bereits eine neue Generation von Stellern da, die das schon kann, was der Maler und der Dichter eben erst gelernt haben. ” Robert Musil, gesammelte Werke in 9 Bänden, Hrsg. Adolf Frisé, Hamburg 1980, Band 7, Seite 511.
Wem es gelänge, dieses glasklar apokryphe Diktum Musils ganz aufzuschließen, hätte wahrscheinlich keine Schwierigkeiten, auch mit den Problemen fertig zu werden, die der Maler Gerhard Merz dem zeitgenössischen, aber vor allem dem zukünftigen Kunstfreund bieten dürfte; freilich nur den Kunstfreunden, die Merz heiter distanziert so kennzeichnet: Es sind eben jene liebenswürdigen Zeitgenossen, die es als Sakrileg gegen die Kunst empfinden, sich einzugestehen, daß auch für die Kunst das Ertragen von Selbstverständlichkeiten die schwierigste, aber zugleich lohnendste Aufgabe darstellt.
Gerade die Liebhaber der modernen Kunst haben es nach Meinung von Gerhard Merz verhindert, daß wir uns den grausamen und unwiderruflichen Konsequenzen stellen, die sich jedermann aufzwingen, der sich selber und nicht nur die Kunst ernst zu nehmen wagt. Unerträglich schien es bisher, zum Beispiel die Reduktionen der Minimalisten nicht durch forcierte Absonderung von Ontologie zu rechtfertigen; unaushaltbar erschien dem Kunstfreund bisher das sogenannte Abstrakte in der Kunst, wie auch die…